„Wir führen coupa ein und möchten Sie bitten, Ihre Artikel hochzuladen!“ Kommt dir dieser Wunsch bekannt vor? Oder senden deine Kunden dir die Registrierungseinladung ohne Bescheid zu geben?  Beide Vorgehensweisen habe ich schon vielfach erlebt. Was dies für den Lieferanten bedeutet und was das coupa supplier portal ist, erfährst du in diesem Beitrag.

Weshalb führt dein Kunde coupa ein?

Ein moderner Einkäufer kauft schon lange nicht mehr ein. Es geht vielmehr darum strategische Partnerschaften mit Lieferanten auszubauen, die Lieferketten zu steuern, Transparenz in die Ausgaben zu bringen und die Unternehmensstrategie in Punkto Nachhaltigkeit mit Lieferanten umzusetzen.

Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, gibt es Einkaufssysteme (E-Procurement Systeme), die von Technologie-Unternehmen entwickelt und angeboten werden. Coupa, aus San Mateo in Kalifornien, ist einer davon. Mitbewerber sind SAP Ariba, Ivalua oder auch Newtron, um ein paar zu nennen. Mit der Einführung von coupa hat die Einkäuferin wie der Einkäufer ebenfalls die Möglichkeit, „Guided Buying“ einzuführen. Das bedeutet, dass der Mitarbeiter aus der Fachabteilung im Einkaufsprozess geführt wird und nur Lieferanten oder Sortimente nutzen kann, die freigegeben wurden. An dieser Stelle kommst du in deiner Rolle als Lieferant ins Spiel. Im nächsten Abschnitt erfährst du die Details zu deinen Optionen im coupa supplier portal.

➡️ Ein E-Procurement System hilft dabei Bestellungen bei favorisierten Lieferanten zu tätigen. Ohne eines solchen Systems ist die Gefahr von Maverick Buying groß. Also die Beschaffung von Artikeln ohne Rücksichtnahme auf bestehende Rahmenverträge. Dazu empfehle ich dir diesen Blogbeitrag: Was ist Maverick-Buying und welche Bedeutung hat es für den Einkauf?

Was ist das coupa supplier portal?

Das coupa supplier portal (CSP) oder auch Coupa Lieferantenportal genannt, ist der Bereich für Lieferanten, indem Kataloge bzw. Artikeldaten hochgeladen werden können. Zudem wird darüber der Prozess von Auftrag, über Auftragsbestätigung bis zur Rechnungsstellung abgebildet. Im coupa supplier portal kann der Lieferant zentral alle seine Kunden verwalten.

Coupa Lieferantenportal
Das coupa supplier portal

Wo kann ich Artikeldaten inkl. Preise hochladen?

Um Artikelinformationen bereitzustellen gibt es zwei Optionen bei coupa. In Option #1 ist es möglich ein Katalog-Template herunterzuladen, zu befüllen und wieder hochzuladen. Bei Option #2 kann ein sogenannter punchout catalog zur Verfügung gestellt werden. Bei dieser Option wählt der einkaufende Mitarbeiter (Bedarfsträger) den Lieferanten aus, springt auf dessen „Online Shop“ und nach dem Absenden des Warenkorbs werden die Artikel ins coupa System übertragen. Dort erfolgt dann die Kontierung und Freigabe der Bestellung durch den Kostenstellenverantwortlichen.

Option 1: Katalog-Template

Das Katalog-Template kann unter dem Menüpunkt Kataloge bzw. catalogs heruntergeladen werden. Ich empfehle immer im englischen Sprachkontext zu bleiben, da auch der Katalog im Sprachkontext der Plattform validiert wird.

staging plattform
Download und Upload des Excel Templates

Option 2: punchout catalog

Der punchout catalog kann mit Hilfe des Kunden bzw. dessen Dienstleisters implementiert werden. Dazu sind die Logindaten, SharedSecret etc. auszutauschen.

➡️ Dein Kunde hat die Möglichkeit, die Pflichtfelder des Excel-Templates zu individualisieren. Daher kann es sein, dass das Template eines anderen Kunden davon abweicht. Mein Tipp: Um zu standardisieren und zu automatisieren ist die Implementierung eines punchout catalogs zu empfehlen!

Wie erhalte ich künftig die Bestellungen?

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass die Bestellungen via Electronic Data Interchange (EDI) implementiert werden können. EDI steht für Nachrichten wie zum Beispiel Bestellungen, die automatisiert und ohne manuelle Nachbearbeitung in einem System (z.B. Warenwirtschaftssystem) angelegt werden können. Nun zu der schlechten Nachricht. Wenn deine Firma EDI nicht umsetzen kann, dann wird WEB-EDI auf dich zukommen. Während der Kunde auf seiner Seite automatisiert arbeiten kann, musst du dich als Lieferant im coupa supplier portal anmelden, um dort jede Bestellung manuell abzuholen.

➡️ Mehr zu WEB-EDI findest du im Beitrag: WEB-EDI vs. EDI > Der Kampf um die Skalierbarkeit

Der Folgeprozess: Von Auftragsbestätigung bis zur Rechnung.

Je nach Projektumfang deines Kunden kann es zur Forderung nach Auftragsbestätigungen oder Rechnungen kommen. In diesem Fall gibt es ebenfalls die beiden Optionen EDI oder WEB-EDI, wie zuvor bei den Bestellungen beschrieben. Im Falle der Rechnungen und dem Prozessweg WEB-EDI muss sich der Lieferant dort einloggen und in der Weboberfläche des coupa supplier portal die Daten entsprechend hinterlegen. Wie dies funktioniert, erfährst du im Helpcenter von coupa. Die Abkürzung zu den entsprechenden Videos findest du hier.

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Management von mehreren Kunden über coupa

Im Lieferantenportal von coupa kannst du alle deine Kunden managen. Sobald der nächste Kunde eine Anfrage via E-Mail stellt, kann diese Anfrage mit dem bestehen Nutzer/Konto verknüpft werden. Sollte bereits ein weiteres Konto bestehen, kann dies zusammengeführt (Merge Accounts) werden. Somit kannst du alle Kunden über ein Konto pflegen und bearbeiten.

Fazit

In diesem Beitrag hast du erfahren, dass coupa einen großen Mehrwert bei der Unterstützung von Einkaufstätigkeiten liefern kann. Das Onboarding von Lieferanten ist notwendig, da solche Cloud basierten Einkaufssysteme ebenfalls für den Austausch von Artikeldaten und Nachrichten verwendet werden. Dies kann entweder über einen manuellen Upload eines Excel-Templates erfolgen oder über die Variante des punchout catalogs. Zu empfehlen ist der automatisierte Prozess des Bestellaustausches über EDI (Electronic Data Interchange). Wer dies nicht im Leistungsportfolio hat, kann manuell via WEB-EDI Bestellungen abholen bzw. Auftragsbestätigungen oder Rechnungen buchen. Wenn du mit coupa sofort starten möchtest, kannst du dich hier kostenfrei registrieren. Wir halten fest: Das coupa supplier portal ist nichts, wovor sich Lieferanten fürchten müssen!

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Was ist Coupa?

Coupa ist ein elektronisches Einkaufssystem (E-Procurement System) das die Zusammenarbeit zwischen Kunde und vielen Lieferanten optimiert. Das System ist eine Cloud-Plattform für geschäftliche Ausgaben. Coupa unterstützt Einkäufer dabei die Einkaufsrichtlinien umzusetzen, Risikomanagement zu betreiben und Transparenz über Ausgaben zu erhalten.

Was ist das Coupa Lieferantenportal?

Das Coupa Lieferantenportal oder auch coupa supplier portal (CSP) genannt, ist der Bereich für Lieferanten, indem die Kataloge bzw. Artikeldaten hochgeladen werden können. Zudem wird darüber der Prozess von Auftrag, über Auftragsbestätigung bis hin zur Rechnungsstellung abgebildet. Im coupa supplier portal kann der Lieferant alle seine Kunden verwalten.

Wie viel kostet die Nutzung des coupa supplier portal für Lieferanten?

Coupa erhebt keine Gebühren von Lieferanten für die Nutzung des Coupa Lieferantenportals.

Können über coupa auch EDI-Nachrichten ausgetauscht werden?

Die Automatisierung der Nachrichten ist via Electronic Data Interchange (EDI) möglich

Ist es möglich auf der Rechnung Versandkosten hinzufügen?

In der Rechnung unter den Artikelpositionen können diese erfasst werden, siehe Screenshot.Shipping cost coupa

Quellen

Peter, wie sieht ein BMEcat aus? Diese Frage höre ich regelmäßig in meinen Trainings. Du suchst ebenfalls die Antwort auf diese Frage, dann bist du genau richtig. Dieser Beitrag zeigt die Hintergründe dieses elektronischen Katalogstandards auf und führt in die Verwendung ein!

Wofür steht BMEcat?

Der Begriff BMEcat setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil „BME“ steht für Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. Dieser Verein zählt mit 9.750 Mitgliedern zu einem der größten Einkaufsverbände Europas. Der zweite Teil „cat“ steht für catalog. Kurz zusammengefasst bedeutet dies der elektronische Katalog nach dem Standard des BME-Verbandes heißt BMEcat.

Welche Vorteile bietet ein BMEcat?

Der BMEcat ist zum Branchenstandard in der Industrie geworden. Durch dynamische Marktanforderungen und Lieferketten unterliegen Artikeldaten wie Bilder, Beschreibungen oder Artikelmerkmale regelmäßigen Aktualisierungen. Der BMEcat ermöglicht einen standardisierten und automatischen Datenaustausch. Der Sender (Lieferant) hat einen einmaligen Programmieraufwand und kann damit beliebig viele Empfänger (Kunden) bedienen. Der Empfänger (Kunde) kann die Artikeldaten von vielen Lieferanten automatisch in seinem System verarbeiten. Daher liefert der BMEcat die Vorteile:

  • Zeiteinsparung bei der Datenpflege
  • Schnellere Listung der Artikel beim Kunden
  • Harmonisierte Struktur von Artikeldaten
  • Kostenfreie Nutzung
Upload elektronischer Katalog
Üblicher Prozess – BMEcat Upload

In welchen Handlungsfeldern wird dieser Katalogstandard genutzt?

Der BMEcat wir oftmals im Einkauf eingesetzt. In sogenannten E-Procurement-Systemen werden die Daten eingespielt. Dadurch werden die Produkte mit den Einkaufspreisen und passenden Artikelinformationen gelistet. Das Ziel ist, dass der Mitarbeiter (Bedarfsträger) in solchen Systemen selbst die Artikel auswählt. Nach Freigabe des Kostenstellenverantwortlichen erfolgt die Bestellung beim Lieferanten.

Einkaufssysteme die den BMEcat verwenden können:

  • Meplato
  • Mercateo Unite
  • Nexmart
  • Onventis
  • Jaggaer direct
  • Simple system
  • SAP Ariba
  • Storeserver
  • Veenion
  • WPS

➡️ E-Procurement-Systeme werden für das C-Teile-Management eingesetzt oder auch um Maverick-Buying zu verhindern.

Auch im Vertrieb / Marketing wird unter anderem auf den BMEcat zurückgegriffen. Der Standard eignet sich, um Artikeldaten in Produktinformations-Systeme (PIM-System) einzuspielen. Solche Systeme wurde dafür geschaffen einen zentralen Ort für alle Produktinformationen zu schaffen. Das Ziel ist die automatische Ausspielung der Daten an Zielsysteme wie Marktplätze (z.B. Mercateo Unite oder simple system) oder in den eigenen Onlineshop (z.B. Shopware oder Commerce Cloud) auszuspielen.

Wie sieht denn nun der BMEcat aus?

Dieses Katalogformat ist auf Basis eines textbasierten Formates (XML-Format) entwickelt worden. Damit ist ein strukturierter Austausch von Informationen möglich. Wie diese Struktur aussieht, wurde unter der Führung des BME-Verbandes definiert.

Grundsätzlicher Aufbau eines BMEcat 1.2:

elektronischer Katalog
Aufbau eines BMEcat 1.2

Der BMEcat besteht aus verschiedenen Elementen. Eine Auswahl findest du hier:

HEADER

  • CATALOG: Dort werden übergeordnete Infos wie Sprache oder Katalogversion eingetragen
  • SUPPLIER: Dort befinden sich Adresse, Ansprechpartner wie Lieferantenkennung (DUNS)
  • BUYER: Dort befinden sich Adresse und Informationen zum Empfänger (Kunden)

CATALOG_GROUP_SYSTEM

  • CATALOG_STRUCTURE: Dort kann die Klickstruktur abgebildet werden, die das Menü im Beschaffungssystem bildet

ARTICLE: Das Herzstück des Kataloges. Dort sind Artikelnummer, Beschreibungen, Merkmale, Bilder, Preise oder auch Bestellmengeneinheiten hinterlegt. Darunter hängen die folgenden Segmente:

  • ARTICLE_DETAILS
  • ARTICLE_FEATURES
  • ARTICLE_ORDER_DETAILS
  • ARTICLE_PRICE_DETAILS
  • MIME_INFO: Hier können Bilder, Videos oder auch Informationen als pdf abgelegt werden. Ob eine physische Datei oder die URL auf einen Medienserver ausreicht, entscheidet das Beschaffungssystem
  • ARTICLE_REFERENCE: Dort können Zubehör oder Ersatzteile dem „Mutterartikel“ zugeordnet werden
electronic catalog
Beispiel der Elemente eines Arikels im BMEcat 1.2

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Autor

Welche Versionen eines BMEcat gibt es?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist der BMEcat 1.2 aus dem Jahr 2001 marktüblich. Auf dieser Basis wurde der BMEcat 2005 entwickelt. Darin wurden die Export-Informationen und die Ausgabe von verschiedenen Sprachen in einem Katalog ermöglicht. Seit 2022 gibt es den BMEcat 2005.2. Dieser wurde um den Integrated Procurement Point (IPP) erweitert. Ziel ist es Information dynamisch in Lieferantensystemen abzufragen. Dazu gehören die Anwendungen:

  • Externer Katalog
  • Produktanfrage
  • Preisanfrage
  • Verfügbarkeitsanfrage
  • Angebotsanfrage

Fazit

Der BMEcat ist ein standardisiertes Katalogformat, das automatisiert beim Lieferanten erstellt und beim Kunden eingespielt werden kann. Dadurch sparen beide Parteien wertvolle Zeit und steigern die Datenqualität. Mittlerweile ist dieser Katalog zum Standard in der Industrie geworden. Daher können diese auch alle relevanten Einkaufssysteme wie mercateo unite, onventis, proactis, simple system oder SAP Ariba verarbeiten. Auch der Großhandel setzt in seinen Produktinformationssystemen (PIM) vermehrt auf dieses Standardformat. Dadurch ist die Skalierung bei Lieferanten und Artikelanzahl möglich. Dieser Katalogstandard ist ein MUSS für alle Hersteller und Händler, die Kunden in der Industrie nachhaltig mit Artikelinformationen beliefern möchten!

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

FAQ – Häufig gestelle Fragen

Wofür steht BMEcat?

Der Begriff BMEcat setzt sich aus zwei Teilen zusammen. „BME“ steht für Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. „cat“ steht für catalog. Damit wird der Katalog des BME-Verbandes beschrieben.

Welches Format hat ein BMEcat?

Der BMEcat nutzt das Extensible Markup Language (XML).

Wie sieht ein BMEcat aus?

Ein BMEcat ist im XML-Format umgesetzt und sieht wie folgt aus. Das Beispiel zeigt den Ort, an dem der Preis angegeben wird:

<ARTICLE_PRICE price_type=“net_customer“>
<PRICE_AMOUNT>2.51</PRICE_AMOUNT>
<PRICE_CURRENCY>EUR</PRICE_CURRENCY>
<TAX>0.19</TAX>
<LOWER_BOUND>1</LOWER_BOUND>
<TERRITORY>DE</TERRITORY>
</ARTICLE_PRICE>electronic catalog

Was ist eine BMEcat Datei?

Dies ist ein statischer Katalog, der zum Austausch von Artikelinformationen verwendet wird. Auf Basis der XML-Technologie hat der Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik diesen Standard erarbeitet. Dieser Katalog wird meist als ZIP-Datei in den Zielsystemen hochgeladen

Quellen

Der Mangel bestimmt unser Leben. Das gleiche gilt für Pflanzen. Das Wachstum wird von der knappsten Ressource bestimmt. Im Regelfall betrifft dies die Nährstoffe Kohlenstoffdioxid, Wasser oder Licht. Dieser Mangel kann nicht durch den Überfluss anderer Ressourcen ausgeglichen werden. Dies wurde im Minimumgesetz in der Naturwissenschaft festgehalten.

Mitte des 19. Jahrhunderts machte der Chemiker Justus von Liebig diese Entdeckung als Minimumgesetz populär. Er entwickelte auf Grund dieses Wissens Mineraldünger. Die Erträge in der Landwirtschaft wurden ab diesem Zeitpunkt deutlich gesteigert.

Ich möchte dieses Gesetz mit dem Bild eines Fasses verdeutlichen. Das Fass symbolisiert die gesamte Pflanze. Die Flüssigkeit im Fass steht für das Wachstum der Pflanze. In diesem Beispiel ist der knappste Nährstoff Wasser. Erhält nun diese Pflanze mehr Wasser, kann es zum Wachstum kommen. Verglichen mit dem Bild wird die Daube mit der Bezeichnung Wasser an Höhe gewinnen und so für mehr Wachstum sorgen. Die kleinste Daube, also das kürzeste der Langhölzer, entscheidet über das Wachstum.

Engpass
Minimumgesetz nach Carl Sprengel 1828

In unserem Beispiel ist das Wasser der Engpass für das Wachstum der Pflanze. Aus meiner Sicht beschreibt das Wort Engpass (die kürzeste Daube) den Sachverhalt am besten. In der Literatur wird dies auch als Minimumfaktor oder kybernetisch wirkungsvollster Punkt beschrieben.

Suche nach dem Engpass in der Wirtschaft

Ist dieses Naturgesetz auch in der Wirtschaft zu beobachten? Dieser Frage ging der Betriebswirt Wolfgang Mewes nach. Er analysierte tausende erfolgreiche Unternehmen. Dabei stellte sich heraus, dass diese unbewusst oder bewusst dem Gesetz des „Engpasses“ folgen. Denn viele dieser Unternehmungen legten ihre Energie auf die kürzeste Daube. Aus der Analyse entwickelte Wolfgang Mewes die engpasskonzentrierte Strategie (EKS®).

Das folgende Bild zeigt beispielhaft einen Engpass. Das Wachstum des Unternehmens, also die Flüssigkeit, kann nicht vollständig im Fass aufgefangen werden. Da es einen Engpass beim Personal (z.B. durch Fachkräftemangel) gibt. Auch wenn die Nachfrage von Kunden steigt, die Sichtbarkeit des Unternehmens hervorragend ist oder genügend Finanzen vorhanden sind kann das Unternehmen nicht wachsen. Wie bei einer Pflanze ist Wachstum notwendig, um lebendig zu bleiben.

Beispiel für einen Engpass in einem Unternehmen

Die 4 Prinzipien der EKS®-Strategie

In den folgenden zwei Abschnitten erläutre ich dir die EKS®-Strategie. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Verhaltensgrundsätzen. Diese wurden in vier Prinzipien zusammengefasst. Der zweite Abschnitt zeigt Schritte, wie du Engpässe identifizierst und zur Erfüllung der wichtigsten Bedürfnisse deiner Zielgruppe kommst.

Verhaltensgrundsätze

Prinzipien engpasskonzentrierte Strategie Mewes
Die 4 Prinzipien der EKS®

1. Ganzheitliche Spezialisierung

In unserer Kultur ist Spezialisierung ein Begriff für spezielle Produkte geworden. Im Kontext dieser Strategie geht es nicht um Produkte, sondern sich auf eine spezielle Kundengruppe zu fokussieren. Angenommen, wir übernehmen ein Restaurant. Dort spezialisieren wir uns auf typisches Essen aus der Toskana. Dies wäre eine Spezialisierung auf das Produkt und nicht auf den Kunden. Bei der ganzheitlichen Spezialisierung geht es darum sich auf die Bedürfnisse des Kunden zu fokussieren. Wenn es unserer Zielgruppe darum geht einen Ort zum kreativen Austausch zu finden, dann würden wir unser Restaurant dem anpassen. Neben leckeren Snacks sorgen wir für Sitzgelegenheiten, die zum Austausch einladen. Wir schaffen beschreibbare Wände, um Ideen festzuhalten oder veranstalten Impulsabende.

Ziel der ganzheitlichen Spezialisierung ist es die komplexen Bedürfnisse seiner Kunden zu lösen. Denn neben dem kreativen Austausch kann es unseren Kunden auch Wertschätzung oder um das Knüpfen neuer Kontakte gehen. Um an diesem Punkt zu arbeiten, empfehle ich die Verwendung der Value Proposition Canvas.

2. Minimumprinzip

Wie in der Einleitung beschrieben geht es in diesem Prinzip darum die kürzeste Daube zu finden. Denn dies ist der wirksamste Punkt, der deinem Unternehmen zum Erfolg verhilft. Wenn dieser Engpass gelöst wird, dann hat dies positive Auswirkungen auf das ganze System. Wenn die dargestellte Daube im Bild (Engpass) verlängert wird, so kann das Fass deutlich mehr Inhalt fassen. Somit kommt es zu Wachstum.

kybernetisch wirkungsvollster Punkt
Der Engpass – Kybernetisch wirkungsvollster Punkt – kürzeste Daube

Für den Erfolg deiner Unternehmung ist es wichtig, die Engpässe des Kunden zu lösen. Das gleiche Prinzip gilt auch für dein Unternehmen, denn es gibt auch interne Engpässe. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich dich mit in die Situation eines Restaurants und Ehepaars nehmen.

Beim Engpass des Kunden geht es darum, das brennendste Bedürfnis zu lösen. In unserem Fall möchte das Ehepaar einen unvergesslichen Hochzeitstag verbringen. Dazu entscheiden sich die Beiden einer Empfehlung von Freuden zu folgen und in das örtliche Restaurant zu gehen.

Wichtig ist, dass der Engpass des Kunden immer wichtiger ist als der interne Engpass!

Stellen wir uns vor, wir leiten dieses Restaurant und eines unserer Ziele ist es unvergessliche Momente zu erzeugen. Dann ist es entscheidend im Servicebereich Personen mit Charme und Charisma zu haben. Sollten wir diese Personen nicht im Team haben, dann ist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit unser interner Engpass. Denn dann erfüllen wir nicht das Bedürfnis unserer Kunden, obwohl wir über eine exzellente Außendarstellung verfügen, vorzügliches Essen bieten und unser Ambiente einzigartig ist. Wichtig ist, dass der Engpass des Kunden immer wichtiger ist als der interne Engpass!

Minimumfaktor
Interner vs. externer Engpass

3. Immaterielles vor Materiellem

Mewes versteht unter immateriellen Werten das Wissen über die Kundenbedürfnisse und das was man bei den Versuchen die Probleme zu lösen gelernt hat. Die Idee ist dem Kunden deutlich besser zu kennen als alle anderen Anbieter auf dem Markt. Dadurch soll der „Besitz“ der Zielgruppe erreicht werden. In anderen Worten: Wer die Bedürfnisse am besten bedient gehört die Zielgruppe. Wer der Besitzer der Zielgruppe ist wird im finanziellen Bereich dafür entlohnt.

Zurück zu unserem Restaurant für den kreativen Austausch. Nachdem wir festgestellt haben, dass es unseren Kunden um den kreativen Austausch geht, haben wir uns intensiv damit beschäftigt. Uns ist aufgefallen, dass es viele Kunden gibt, die strak im Austausch sind, jedoch sich schwer tun ins Gespräch zu kommen. Dazu entwickeln wir ein Format wie wir Gäste zusammenbringen und moderieren vorsichtig die ersten Minuten. Unser Restaurant entwickelt sich zu einem moderierten Co-Working-Space. Also einem Ort an dem Menschen zum Arbeiten zusammenkommen. Dabei kann die Nahrungsaufnahme weiterhin ein wichtiger Faktor sein.

4. Nutzenmaximierung

Der Nutzen ist wichtiger als finanzielle Gewinne. Mit der engpasskonzentrierten Strategie sollen echte Probleme von Menschen gelöst werden. Es zielt darauf ab zu wachsen, indem der Engpass gelöst wird. Danach gibt es einen nächsten Engpass, der zu lösen ist. Wie das Bild mit dem Fass zeigt, gibt es eine weitere kürzeste Daube. Diese gilt es zu lösen. Menschen werden dafür bereit sein einen finanziellen Gegenwert zu leisten.

Nutzenmaximierung bedeutet Werte für Menschen zu schaffen, auch wenn es vielversprechende Wege für Ertragsmaximierung gibt.

Über soziale Medien wie Facebook oder Instagram sind wir im Stande Bilder zu zeichnen die nicht der Realität entsprechen. Viele Menschen folgen diesen vermeintlichen Bildern und lassen sich dadurch manipulieren. Es gibt viele Ansätze, die auf Manipulation des Kunden setzten. Dies ist nicht das Ziel der engpasskonzentrierten Strategie. Nutzenmaximierung bedeutet Werte für Menschen zu schaffen, auch wenn es vielversprechende Wege für Ertragsmaximierung gibt.

Die 7 Schritte der EKS® Strategie

Auf Basis der oben aufgeführten Verhaltensgrundsätze schlägt die engpasskonzentrierte Strategie die folgenden Schritte vor. Ziel ist es die Bedürfnisse der Zielgruppe immer besser kennen zu lernen. Ist einmal der Engpass gefunden gilt es den nächsten zu finden und die Schritte erneut zu gehen. Damit wird sichergestellt, dass die Unternehmung sich mit dem Kunden entwickelt und nicht durch Veränderung der Bedürfnisse irrrelevant wird.

  1. Spezielle Stärken
  2. Nutzenpotential
  3. Erfolgversprechendste Zielgruppe
  4. Größter Engpass der Zielgruppe
  5. Innovationsstrategie
  6. Kooperationsstrategie
  7. Konstantes Grundbedürfnis

Die Beschreibung der Schritte soll dir als Impulse dienen. Tiefere Einblicke mit Beispielen findest du in diesem Buch (Das große 1×1 der Erfolgsstrategie ISBN 978-3-86936-001-0).

Engpasskonzentierte Strategie
Erläuterung der EKS® Strategie

1. Spezielle Stärken

Nach dem Ansatz „Stärken stärken“ plädiert Mewes sich auf seine persönlichen Stärken zu konzentrieren. Um die IST-Situation und spezielle Stärken zu analysieren, kannst du dir diese Fragen stellen‘?

  • Was macht mich Einzigartig?
  • Was sind meine Stärken?
  • Welche Stärke kann ich weiter ausbauen?
  • Welche Schwächen möchte ich vernachlässigen?
  • Wie bewerten andere Personen meine Stärken?

2. Nutzenpotential

Im zweiten Schritt geht es darum sich seine Leistungen anzusehen. Die Leistung mit dem größten Nutzenpotenzial eignet sich für die Spezialisierung. Auf diese soll ab sofort der absolute Fokus liegen. Bei der Analyse helfen folgende Punkte:

  • Besser der erste im Dorf als der zweite in der Stadt!
  • Auf welche Bedürfnisse zielt die ausgewählte Leistung ab?
  • Wie hoch ist der Wettbewerb?
  • Muss ich mich noch spitzer aufstellen, um der Beste in meiner Nische zu werden?
  • Welchen potenziellen Kunden kann ich konkret dazu befragen?

3. Erfolgversprechendste Zielgruppe

Welche Zielgruppe benötigt deine Leistung am stärksten? Bei dieser Frage sollen die Ergebnisse aus Schritt eins „spezielle Stärken“ und Schritt zwei „Nutzenpotential“ helfen. Hier findest du weiter Fragen:

  • Welche Kunden werden mich lieben?
  • Wie kann ich meine Zielgruppe unter Berücksichtigung der gleichen Bedürfnisse zusammenfassen?
  • Kann ich die Zielgruppe eindeutig beschreiben?
  • Wen aus meiner „neuen“ Zielgruppe kann mir Feedback zu meiner Leistung geben?
  • Was lerne ich daraus und kann welche Erkenntnisse kann ich direkt in Schritt 1 + 2 einfließen lassen?

4. Größter Engpass der Zielgruppe

In diesem Schritt geht es darum die „kürzeste Daube“, also den größten Engpass, deiner Zielgruppe zu finden. Hierzu gibt es viele Ansätze wie qualitative Interviews oder Umfragen. Ich persönlich halte es mit Henry Ford:

 „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“

Henry Ford

Daher empfehle ich eine Hypothese zum größten Engpass zu formulieren. Auf dieser Basis kann ein Prototyp (passende Leistung) erstellt werden. Dies kann eine Website mit der geplanten Leistung sein oder ein Produkt, dass ich einigen ausgewählten Kunden verkaufe. Aus der Reaktion der Zielgruppe und den Lerngewinnen entwickelt sich deine Hypothese weiter und ein neuer Prototyp kann erstellt werden. Nach mehrmaligen durchlaufen dieses Prozesses findest du den größten Engpass deiner Zielgruppe.

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5. Innovationsstrategie

Unter Innovation versteht die engpasskonzentrierte Strategie das stetige Optimieren des Leistungsversprechen. Dieser Schritt dreht sich um die Fragestellung wie stetig Optimierungen produziert werden können. Wichtig, diese Begrifflichkeit weicht vom Üblichen Verständnis, der Innovation als neues Produkt oder Service ab. Folgende Fragen sollen helfen die stetige Optimierung am Engpass des Kunden zu erzeugen:

  • Was heißt es für mich persönlich innovativ zu denken?
  • Wie kann ich meine Kunden in den Innovationsprozess mit einbinden?
  • Wie können systematisch Optimierungen gesammelt und bewertet werden?

6. Kooperationsstrategie

Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Wenn du schnell gehen möchtest, gehe allein, wenn du weit gehen möchtest, gehe mit anderen zusammen!“ Auf diese Weisheit bauen Kooperationen auf.  Ziel ist es Partner zu finden die das eigene Leistungsversprechen zu optimieren. Mit der Weiterentwicklung der Leistungen reichen die eigenen Stärken, aus Schritt eins, nicht mehr vollständig aus. Deshalb ist es zu empfehlen einen Partner mit speziellen Fähigkeiten zu finden der das Kundenerlebnis deutlich verbessert. Folgende Punkte vertiefen diesen Schritt:

  • Kooperationen sind erfolgreicher als Wettbewerb!
  • Wer sind geeignete Partner?
  • Welche Werte sollen geteilt werden?
  • Wie soll bei Interessenskonflikten gehandelt werden?

7. Konstantes Grundbedürfnis

Wie kann ich langfristig erfolgreich bleiben?  Darum geht es im siebten Schritt. Das Leistungsversprechen wurde auf Grund deiner speziellen Stärken optimiert. Danach wurde eine passende Zielgruppe gefunden und der größte Engpass identifiziert. Durch die Innovationstrategie und Kooperationen wurde die Leistung für den Engpass optimiert. Nun stehen wir vor der Frage nach dem richtigen Fokus für weitere Entwicklungen. Der Frage nach dem konstanten Grundbedürfnis. Zum Beispiel ist das Grundbedürfnis nach Mobilität konstant. Menschen möchten sich von A nach B bewegen. Lösungen wie Auto, Fahrrad oder Car-Sharing passen sich dem Kundenbedürfnis an. Daher führt die EKS® Strategie diese Leitsätze an:

  • Spezialisiere dich auf konstante Grundbedürfnisse, statt auf Lösungen!
  • Integriere das konstante Grundbedürfnis in die Unternehmensziele!
  • Wichtig ist der Besitz der Zielgruppe, statt dem Besitz von Produktionsmitteln!
  • Werde der beste Problemlöser und Innovator deiner Branche!

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Fazit

Die engpasskonzentrierte Strategie ist eine Managementlehre vom absoluten Fokus auf Kundenbedürfnisse und -probleme. Wolfgang Mewes war Vorreiter mit diesem Ansatz als er die EKS® Strategie in den siebziger Jahren entwickelte. Aus meiner Sicht benötigen wir ein anderes Handeln und Denken in unseren Unternehmungen, damit wir den Herausforderungen wie Umwelt, Verdrängungswettbewerb oder dynamischen Märkten bestehen können. Diese Strategie hat Überschneidungspunkte zum agilen Management. Bei agiler Vorgehensweise geht es um proaktive und flexible Anpassungen an die Kundenbedürfnisse. Die engpasskonzentrierte Strategie scheitert, wenn der finanzielle Gewinn wichtiger wird als der Kundennutzen. Zudem reicht es nicht aus den Kunden zu „interviewen“, sondern es ist nötig immer wieder sich tief mit den Bedürfnissen der Zielgruppe auseinander zusetzten. Für mich persönlich ist der Begriff „Engpass“ zu einem Ausdruck meiner intuitiven Arbeitsweise geworden. Ich habe diese Strategie erfolgreich unbewusst wie auch bewusst angewandt. Für mich gehört diese zu den Geheimtipps der Managementlehre.

Autor

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und Unternehmensentwickler. Seine Stärke ist eine gute Auffassungsgabe, mit der er schnell gute Fragen stellen kann. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur engpasskonzentierten Strategie

Was ist die engpasskonzentrierte Strategie?

Dies ist ein Management-Ansatz, der zum Ziel hat, der Besitzer der Zielgruppe zu werden. Um dies zu erreichen, wird systematisch der Engpass des Kunden analysiert. Die Lösung der Bedürfnisse und Probleme des Engpasses ist Fokus aller Handlungen.

Welche Firmen haben die engpasskonzentrierte Strategie bisher eingesetzt?

Zu den Firmen, die diese Strategie einsetzen oder eingesetzt haben gehört Paulus-Lager mit einer EDV-Software für Handwerksbetriebe, Würth mit der ORSY® (Ordnungssystem) Lösung, Kieser Training mit der Spezialisierung auf Rücken und Büroangestellten, Zahnmedizinischen Zentrum Berlin mit ganzheitlichen Leistungen rund um schöne Zähne.

Was sind die 4 Prinzipien der EKS® Strategie?

Ganzheitliche Spezialisierung, Minimumprinzip, Immaterielles vor Materiellem, Nutzenmaximierung

Was beschreibt das Minimumgesetz?

Dies ist eine Beobachtung aus der Naturwissenschaft. Das Wachstum von Pflanzen wird durch die Ressourcen eingeschränkt die am knappsten ist. Diese Ressource wird als Minimumfaktor bezeichnet.

Quellen

Es herrscht Aufbruchstimmung. Das Internet ist gerade auf Siegeszug durch die Welt. Der Fortschritt erhält den Begriff, New Economy. Statt Waren werden nun Services und Dienstleistungen verkauft. Dirk Markus, Harald Fett und Sebastian Wieser sitzen in München beim Notar. 1999 ist es geschafft die Mercateo AG ist gegründet.

Heute zählt Mercateo zu den relevanten B2B-Handelsplattformen Europas. Mit 406 Mio. Euro Umsatz und 500 Mitarbeitern befindet sich die Plattform weiter auf Wachstumskurs. B2B steht für Business to Business und beschreibt den Vertragsschluss zwischen Unternehmen. In den letzten Jahren war der Fokus von Mercateo die Entwicklung des B2B-Marktplatzes. Damit ist die Akquise von Händlern und Herstellern gemeint, die unter der Flagge von Mercateo an Geschäftskunden verkauften. Der Kunde kann aus einer Vielzahl von Produkten von unterschiedlichen Lieferanten (auf Mercateo.de als Lager dargestellt) wählen. Die Lieferung erfolgt direkt vom Lieferanten in einem neutralen Paket mit Mercateo-Lieferschein. Die Rechnungsstellung erfolgt zentral von Mercateo.

Die Entwicklung vom Handelsgeschäft zum Netzwerk

Neben dem Handelsgeschäft von Mercateo wurde 2017 die Unite Network AG gegründet. Mit einer eigenen Plattform versuchte Mercateo das Netzwerkgeschäft (n:n) zu etablieren. Im Gegensatz zum Handelsgeschäft (1:n) treten dort die Lieferanten prominent in Erscheinung. Ziel ist es Geschäftskunden direkt mit Lieferanten zu vernetzen, ohne den Marktplatz dazwischenzuschalten. Damit der Kunde das Beste aus beiden Welten nutzten kann wurden das Unite Netzwerk in den bestehenden Markplatz integriert.

Rebranding – Dezember 2021

Mercateo startet Ende 2021 offiziell die Neuausrichtung. Unite wird Dachmarke und damit der Anspruch als Netzwerker zwischen Einkäufer und Lieferanten gestärkt. Wie aus dem Statement von Mercateo hervorgeht, sollen die Plattformen zusammengeführt werden.

„Kurz gesagt, sind wir aus der Mercateo Positionierung als B2B-Marktplatz herausgewachsen. Da wir unser Unite Netzwerk und unsere Plattformlösungen weiterentwickelt haben, ist es an der Zeit, sie zusammenzuführen. Das bedeutet, dass wir das Angebot besser auf die Nachfrage abstimmen und Innovationen in der Lieferkette vorantreiben können.“

Mit dem Rebranding von Mercateo zu Unite verändert sich auch die jeweiligen Produktbezeichnungen:

  • Mercateo Beschaffungsplattform wird zum Mercateo Procurement Portal
  • Mercateo B2B-Marktplatz bzw. Mercateo Shop wird zum Spotmarket
  • Der Bereich Exklusivlieferant auf der ehemaligen Mercateo Beschaffungsplattform wird zum Business Shop Plus
  • Mercateo Unite wird zum Business Shop

Das Frontend – Ansicht für den Einkäufer

Der Einkäufer bekommt die Produkte wie Mercateo Procurement Portal, Spotmarket oder Business Shop in einem Look and Feel. Die folgende Skizze zeigt, wie die Produkte zusammen gesetzt sind:

Mercato Online
Mercateo Procurement Portal (ehemals Mercateo Beschaffungsplattform)

Das Mercateo Procurement Portal bildet den Rahmen. Über den Sportmarket sollen kurzfristigen Bedarfe gedeckt werden. Über den Business Shop kann bei Fokuslieferanten gekauft werden. Das gleiche gilt für den Business Shop Plus. Der Business Sho Plus bietet dem Lieferant die Möglichkeit ein abweichendes Sortiment zum Business Shop anzubieten. Zusätzlich hat der Einkäufer die Möglichkeit Katalogaktualisierungen zu überprüfen. Der Kataloginhalt wird erst nach Freigabe sichtbar. Diese Option ist für alle relevant die individuelle Produkte beziehen z.B. Arbeitsjacke mit Firmenlogo. Den Unterschied zwischen Business Shop und Business Shop Plus findest du in den FAQs erläutert.

Unite Lieferant auf Mercateo.de auswählen
So funktioniert Unite mit Mercateo, Quelle: https://mercateo.com Administrationsbereich

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Mercateo Unite Geschäftsmodelle aus Lieferantensicht

Aus Lieferantensicht gibt es mehrere Optionen, die mit Kunden genutzt werden können.

Option 1: Spotmarket (Verkauf an Mercateo, Lieferung zum Kunden)

Die Option Spotmarket eignet sich, um Neukunden zu gewinnen und eine Logistik für Kleinstbestellungen besteht. Es wird dabei die IT-Infrastruktur von Mercateo genutzt. Dabei ist Mercateo der einzige Debitor. Der Vertrag kommt zwischen Käufer und Mercateo zu Stande. Konkret bedeutet dies, dass der Geschäftskunde von Mercateo die Ware kauft. Der Lieferant sendet an den Kunden und stellt die Rechnung an Mercateo. Mercateo stellt im eigenen Namen die Rechnung an den Käufer mit den Konditionen, die im Warenkorb ersichtlich waren.

➡️ Was ist ein Spotmarket? Das Gegenteil von Spotmarket ist das Termingeschäft. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Ölhandel und beschreibt Geschäfte mit kurzen Erfüllungsfristen.

Option 2: Unite Business Shop (Verkauf an Kunden, Lieferung zum Kunden)

Der Verkauf direkt an den Kunden ist über den Unite Business Shop möglich. Dort kann ein eigner Katalog hochgeladen werden. Dieser wird vom Kunden mit nur einem Klick freigeschalten. Der Lieferant hat die Möglichkeit pro Kunde eigene Preise (1:1 Verhältnis) einzuspielen. Diese Option ist zu wählen, wenn eine Kundenbeziehung entstehen soll und den Ausbau der Geschäftsbeziehung angestrebt wird.

Mercateo Netzwerkgeschäft

Unite Business Shop, Quelle: https://unite.eu

Option 3: Business Shop Plus (Verkauf an einen bestimmen Kunden, Lieferung zum Kunden)

Der Business Shop Plus ist die passende Option bei angepassten Sortimenten. Hier können den Vereinbarungen mit Rahmenvertragskunden umgesetzt werden. Freigabe der Kataloge bei Aktualisierungen erfolgt durch den Einkäufer.

Fazit

Mercateo ist einer der wenigen B2B-Marktplätze, die sich in DACH-Region in den letzten Jahren behaupten konnten. Aus meiner Sicht ist das Rebranding von Mercateo zu Unite keine reine Neupositionierung aus Marketingsicht. Das Handelsgeschäft ist umkämpft. Amazon Business ist dort der Benchmark. Dessen Marktpräsenz in Europa und logistische Fähigkeit sind wohl kaum aufzuholen. Zudem drängen Händler ebenfalls mit eigenen Marktplätzen ins Händlergeschäft.  Die Neuausrichtung von Unite zielt auf Mehrwerte rund um den Kauf der Artikel ab. Künftig sind die Bereiche Lieferantenauswahl, Lieferanten-Management (Sourcing) und Risikomanagement denkbar. Die aktuellen Engpässe in den Lieferketten zeigen, wie wichtig ein kompetentes Supply Chain Management ist. Unite ist auf dem Weg zum Manager der Lieferkette zu werden.

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

FAQ

Wann wurde Mercateo AG gegründet?

1999 von Dirk Markus, Harald Fett und Sebastian Wieser. Die Gründung erfolgte, durch die ehemalige McKinsey Berater, in München.

Wann wurde Mercateo Unite gegründet?

2017 unter der Firmierung Unite Network AG. Diese gehört zur Unite (Mercateo Gruppe).

Was ist das Mercateo Procurement Portal?

Dies ist das Frontend von Unite (ehemals Mercateo), dass die Produkte Spotmarket, Business Shop und Business Shop vereint.

Was ist der Unterschied zwischen Business Shop und Business Shop Plus?

Der Business Shop Plus (ehemals Exklusivkatalog) kommt aus dem B2B-Marktplatz (Spotmarket) von Unite. Dort kann der Lieferant individuelle Sortimente und Konditionen pro einkaufendes Unternehmen hinterlegen. Jede Katalogaktualisierung muss vom Einkäufer zusätzlich freigegeben werden. Der Business Shop (ehemals Mercateo Unite) kommt aus der Vernetzungsplattform. Dort hat der Lieferant die Möglichkeit ein Sortiment für n-Kunden zu hinterlegen und pro Kunde eigene Preise darzustellen. Zudem unterscheiden sich die Gebührenmodelle.

Was ist ein Spotmarket?

Das Gegenteil von Spotmarket ist das Termingeschäft. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Ölhandel und beschreibt Geschäfte mit kurzen Erfüllungsfristen.

Quellen

Ein T-Shirt legt aktuell im Schnitt 18.000 Kilometer zurück bis wir es in Deutschland kaufen können. Durch die Globalisierung finden viele Produktionsschritte in unterschiedlichen Ländern statt. Tragen wir die Verantwortung dafür, dass vor Ort Menschenrechte geachtet werden?

Nicht nur ich stelle mir aktuell diese Frage, sondern auch die deutsche Bundesregierung. Rund 80 Prozent des Welthandels basieren auf globalen Wertschöpfungsketten. Diese bilden die Existenzgrundlage für mehr als 450 Millionen Menschen. In diesen Lieferketten werden immer wieder grundlegende Menschenrechte verletzt. Dazu zählen Kinderarbeit, Ausbeutung, Umweltzerstörung und fehlende Arbeitsrechte. In diesem Beitrag bekommst du Antworten auf folgende Fragstellungen:

  • Warum benötigen wir unabhängig vom Gesetzgeber ein Risikomanagement?
  • Was regelt das Lieferkettengesetzt?
  • Was ist eine Lieferkette?
  • Was ist das Ziel des Gesetzes?
  • Warum wurde eine gesetzliche Regelung notwendig?
  • Was regelt das Lieferkettengesetz?
  • Welche Unternehmen sind von diesem Gesetz betroffen?
  • Welche konkreten Maßnahmen muss ein Unternehmen umsetzen?
  • Wann muss die Geschäftsbeziehung zum Lieferanten beendet werden?

Warum benötigen wir unabhängig vom Gesetzgeber ein Risikomanagement?

In unseren Einkaufsorganisationen haben wir einige Herausforderungen. Vor allem die hohe Anzahl von Lieferanten und die globale Beschaffung (global sourcing) erhöhen die Komplexität. Die Havarie des Frachtschiffes Ever Given im Suezkanal im April 2021 oder die Lieferengpässe durch die Pandemie mit Start im Jahr 2020 zeigen wie wichtig Risikomanagement ist.

Ich gehe davon aus, dass alle deutschen Unternehmen Kinderarbeit nicht unterstützen möchten. Darüber hinaus haben die meisten Unternehmen eigene Werte, die in der Öffentlichkeit bekannt sind. Auch dazu wird das Risikomanagement benötigt. Nur wer Verstöße gegen Menschenrechtsverletzungen ermittelt und bewertet, kann seiner Verantwortung nachkommen. Denn am Anfang jeder Lieferkette steht ein Mensch.

Havarie des Frachtschiffes Ever Given im Suezkanal im April 2021 Quelle: dpa

Was ist eine Lieferkette?

Die Lieferkette beschreibt die Verbindung aller Lieferanten, um ein Produkt zu fertigen oder eine Dienstleistung anzubieten. Dazu gehört die Gewinnung von Rohstoffen bis zur Lieferung an den Endkunden.

„Die Ausbeutung von Mensch und Natur sowie Kinderarbeit darf nicht zur Grundlage einer globalen Wirtschaft und unseres Wohlstandes werden.“ Gerd Müller – Bundesentwicklungsminister

Was ist das Ziel des Gesetzes?

Im Lieferkettengesetzt (auch Sorgfaltspflichtgesetz genannt) geht es nicht darum Unternehmen bei Verstößen gegen Menschenrechte zu belangen. Ziel ist es vielmehr eine klare Vorgehensweise in Unternehmen herbeizuführen, damit systematisch Verstöße gegen Menschenrechte erkannt werden.

Ziele sind folgende:

  • Verpflichtung der Unternehmen von Einführung eines Risikomanagements
  • Schutz der Menschenrechte zu verbessern
  • Einhaltung grundlegender Menschenrechtsstandards
  • Definition der Sorgfaltspflichten von Unternehmen
  • Schaffung von Rechtssicherheit

Warum wurde eine gesetzliche Regelung notwendig?

Die deutsche Bundesregierung hatte sich auf eine freiwillige Einhaltung der Sorgfaltspflicht durch die Unternehmen ausgesprochen. Ob diese Freiwilligkeit zu Maßnahmen geführt haben, wurde unter der Führung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Ernst & Young in dem Monitoring NAP überprüft. NAP steht für Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte. Das Ergebnis dieses Monitorings von 2018 bis 2020 war, dass lediglich 17% der Unternehmen der Sorgfaltspflicht nachkamen. Analysiert wurden in Deutschland ansässige Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern. Die Infobox zeigt die Kernelemente, die die Sorgfaltspflicht darstellen. Eine gute Erläuterung erhältst du im folgenden Video des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Quelle: BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) Entstehung und Hintergründe des Lieferkettengesetz

ℹ️

Die fünf Kernelemente der Sorgfaltspflicht laut dem Auswärtigen Amt, die im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) verankert sind, lauten:

  1. Eine öffentliche Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte ist vorhanden
  2. Ein Verfahren zur Ermittlung tatsächlicher und potenziell nachteiliger Auswirkungen auf die Menschenrechte besteht (Risikoanalyse)
  3. Entsprechende Maßnahmen zur Abwendung und Kontrollen ihrer Wirksamkeit sind eingeführt
  4. Es erfolgt eine Berichterstattung
  5. Das Unternehmen etabliert oder beteiligt sich an einem Beschwerdemechanismus

Was regelt das Lieferkettengesetz?

Das Gesetz konkretisiert in welcher Form Unternehmen ihre menschenrechtliche Sorgfaltspflicht erfüllen. Dazu zählen folgende Pflichten:

  • Menschenrechtliche Risiken analysieren und bewerten
  • Präventions- und Abhilfemaßnahmen ergreifen
  • Stelle für Beschwerdemöglichkeiten einrichten

Welche Unternehmen sind von diesem Gesetz betroffen?

Geplant ist das deutsche Lieferkettengesetz ab 2023. Noch ist das Gesetz jedoch nicht verabschiedet. Im Entwurf sind folgende Unternehmensgrößen festgehalten:

  • ab 2023 Unternehmen mit > 3.000 Mitarbeiter:innen
  • ab 2024 Unternehmen mit > 1.000 Mitarbeiter:innen

Voraussetzung ist, dass sich der Hauptsitz in Deutschlang befindet, bei der Anzahl der Mitarbeiter:innen werden jedoch auch alle im Ausland befindlichen Tochterfirmen berücksichtigt.

Welche konkreten Maßnahmen muss ein Unternehmen umsetzen?

Grundsätzlich geht es darum die Sorgfaltspflicht wahrzunehmen. Dies betrifft vor allem den eigenen Geschäftsbereich und alle unmittelbaren Lieferanten. Daraus ergeben sich folgende Maßnahmen:

  • Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte verabschieden
  • Risikomanagement einführen
    • Risiken ermitteln und bewerten
    • Maßnahmen ergreifen
    • Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen
  • Beschwerdemechanismus einrichten
  • Transparent öffentlich Bericht erstatten

Sollte eine Verletzung von Menschenrechten im eigenen Geschäftsbereich festgestellt werden, müssen unverzüglich Abhilfemaßnahmen ergriffen und Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden. Gleiches gilt auch für unmittelbare Lieferanten.  Sollte diese die Menschenrechtsverletzung nicht in absehba­rer Zeit beenden können, muss es einen konkreten Plan zur Minimierung und Vermeidung geben.

➡️ Details dazu findest du in den Fragen und Antworten des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).

Wann muss die Geschäftsbeziehung zum Lieferanten beendet werden?

Ziel des Gesetzes ist es nachhaltig die Rahmenbedingen für Meschen zu verbessern und Menschenrechtsschutz dauerhaft zu verankern. Der Abbruch der Geschäftsbeziehungen ist nur dann notwendig, wenn eine schwerwie­gende Menschenrechtsverletzung festgestellt wurde und die bisherigen Maßnahmen des Konzepts innerhalb einer gesetzten Frist nicht erfolgreich sind.

Sollte nach erfolglosen Maßnahmen die Geschäftsbeziehung nicht beendet werden kommen hohe Strafzahlungen auf Unternehmen zu. Aktuell ist eine ähnlicher Berechnungsgrundlage wie bei der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) im Gespräch. Dort wird die Strafe auf Basis eines prozentualen Anteils vom Umsatz ermittelt.

Kritik am Gesetzesentwurf

Die aktuelle Kritik an dem Gesetzesentwurf ist vielschichtig. Einige Meinungen sind in den Kommentaren zu einem LinkedIn Post des Outdoor-Bekleidungsexperten Vaude zu lesen. Dort wurde die Rede von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller im Bundestag begrüßt und noch weitere Verschärfungen gefordert. Eine Fragestellung ist, ob Kosteneffizient die Einhaltung des Gesetzes vor allem im Mittelstand umgesetzt werden kann.  Aktuell hat ein produzierendes Unternehmen im Mittelstand über 1.000 unmittelbare Lieferanten. Zudem wird eine eigene Behörde benötigt, die die Einhaltung in den Unternehmen kontrolliert. Eine andere Herausforderung ist genügend Fachkräfte am Arbeitsmarkt zu finden, um ein professionelles Risikomanagement zu betreiben.

Ebenfalls wird die Sorge geteilt, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beeinträchtigt wird. Es ist davon auszugehen, dass führende Industriestaaten Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf wirtschaftlichen Vorteil dulden werden. Dort wird sich zeigen, ob sich Deutschland wie auch die Europäische Union mittels Zölle durchsetzen wird, damit auf Produkte von Unternehmen, die Menschenrechtsverletzungen in Kauf nehmen entsprechende Zölle fällig werden.

Gründe für ein Lieferkettengesetz

Die deutsche Bundesregierung hat die Sorgfaltspflicht auf freiwilliger Basis für Unternehmen getestet. Nach der Montierung zwischen 2018 und 2020 kamen weniger als 20 Prozent (Ergebnisse des NAP-Monitorings) der Unternehmen den Vorgaben zur Sorgfaltspflicht nach. Daher ist das Lieferkettengesetz ein weiterer Versuch deutlich mehr Unternehmen zu verpflichten. Wer wirtschaftlichen Profit erzielt, sollte auch die Verantwortung für Schäden, die durch seine Wertschöpfung erzielt werden, übernehmen. Zudem darf die Verletzung von Menschenrechten kein Wettbewerbsvorteil sein. Da Deutschland neben China und USA das drittgrößte Importland ist, besteht die Pflicht eine Vorreiterrolle zu Menschenrechten einzunehmen. Im Übrigen gibt es in Frankreich, in den Niederlanden, Großbritannien und den USA bereits ähnliche Gesetzte. Aus meiner Sicht hat der folgende Grund das größte Gewicht. Das Lieferkettengesetz ist der Wille vieler deutscher Wähler. So haben sich in der Petition zur Sorgfaltspflicht über 220.000 Deutsche dafür eingesetzt. Unterstützt wird es von mehr als 80 Unternehmen wie z.B. Vaude.

Untersützer Lieferkettengesetz
Untersützer des Gesetzes Quelle: Business Humanrights

Fazit

Das Lieferkettengesetz fordert die Einführung eines Risikomanagement. Aus meiner Sicht ist das Management von Risiko im Einkauf sowieso notwendig. Neben Menschenrechten gibt es zahlreiche weitere Herausforderungen, die im Einkauf gemeistert werden müssen. Das zeigt die andauernde Pandemie, die steigenden Rohstoffpreise oder Gefahren von Engpässen in Transportwegen. Oder auch Fragenstellung ob zentrale Lieferanten liquide sind, um die eigene Versorgung zu sichern. Dies alles spricht für ein aktives Risikomanagement. Nach meiner Meinung ist das Gesetz die Chance die Geschäftsführung von Investitionen in diesen Bereich zu überzeugen. Welche Auswirkungen das Lieferkettengesetzt konkret haben wird, zeigt sich wahrscheinlich erst in paar Jahren und nach den ersten Gerichtsurteilen. Praktisch gibt es viele Fragestellungen, denn regionale Kultur und Verhältnisse passen sicherlich nicht immer zu den Maßstäben der reichen Industrieländer. Am Anfang jeder Lieferkette steht ein Mensch, daher lasst unseren Beitrag zu Menschenrechten leisten!

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

FAQ – Lieferkettengesetz

Wofür steht die Abkürzung NAP?

NAP steht für Nationaler Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte. Daraus resultiert die Sorgfaltspflicht für Unternehmen die Menschenrechte zu wahren. Dieser Aktionsplan ist auf Basis der Beschlüsse der Kinderrechtskonvention der UN in New York im Jahr 2002 entwickelt worden. Das Abschlusspapier der Konvention wurde von 192 Staaten ratifiziert. Die verschiedenen Länder haben teilweise eigene Bezeichnungen diese Aktionspläne. Der allgemeine Begriff im englischen Sprachgebrauch lautet aber „National Action Plan for Children“.

Was regelt das Lieferkettengesetz?

Deutsche Unternehmen werden verpflichtet menschenrechtliche Risiken zu analysieren und zu bewerten. Auf dieser Basis sind Präventions- und Abhilfemaßnahmen zu ergreifen und eine Stelle für Beschwerdemöglichkeiten einzurichten.

Welche Unternehmen betrifft das Lieferkettengesetz?

Das Gesetz betrifft Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland. Ab 2023 sind Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeiter:innen und ab 2024 Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen verpflichtet die Sorgfaltspflicht wahrzunehmen. Wichtig ist, dass auch die Mitarbeiter die in Tochterfirmen im Ausland arbeiten mitgezählt werden.

Wann muss ich die Geschäftsbeziehung zum Lieferanten beenden?

Ziel des Gesetzes ist es nachhaltig die Rahmenbedingen für Menschen zu verbessern und Menschenrechtsschutz dauerhaft zu verankern. Der Abbruch der Geschäftsbeziehungen ist nur dann notwendig, wenn eine schwerwie­gende Menschenrechtsverletzung festgestellt wurde und die bisherigen Maßnahmen des Konzepts innerhalb einer gesetzten Frist nicht erfolgreich sind.

Quellen

Es ist 1922. Die letzten mit Kohle beladenen Züge verlassen das Abbaugebiet Lethbridge, Alberta. In dieser Region leben die Menschen von und mit dem Bergbau. Doch obwohl diese Ära nun der Vergangenheit angehört, wird sie immer ein prägender Teil der regionalen Historie bleiben.

Es sind genau solche Geschichten, auf denen die Produkte von Novo Watch ihre Faszination ziehen. Aus den Bahn-Schienen und Gebäuden dieser Mienen werden die Armbanduhren der Kollektion „Coalbanks Collection“ gefertigt. Die Value Proposition, auch Wertversprechen genannt, von Novo Wacht lautet: Zeitmesser handgefertigt in Alberta aus wiederverwendeten Stücken der Geschichte. Der folgende Film zeigt diese Value Proposition eindrucksvoll:

NOVO Watch – Nutzenversprechen

Wie kann ich mein Wertversprechen weiter schleifen?

Bei Novo Watch ist schnell klar, welches Versprechen ich als Kunde erwarten kann. Das systematische Schleifen an deinem Wertversprechen hilft bei beim Marktauftritt und sichert den Erfolg am Markt. Aber wie komme ich zu solchem einem prägnanten Wertversprechen? Mein favorisiertes Werkzeug für diese Aufgabenstellung ist die Value Proposition Canvas. Entwickelt wurde diese von dem Management-Theoretiker Alexander Osterwalder aus St. Gallen.

Diese Canvas (deutsch: Leinwand) besteht aus zwei Teilen. Der Kundenperspektive auf der rechten Seite und deinem Wertversprechen auf der linken Seite. Passen Kundenerwartungen und dein Leistungsversprechen überein, kommt es zum FIT (engl. für zusammenpassen). Der FIT ist somit die Erfüllung des Wertversprechens (Value Proposition), das auf der linken Seite definiert wurde.

Die klare Positionierung von Novo Watch: Most watches lack a soul so we hand craft ours using reclaimed pieces of history that inspire us today. When you wear a NOVO you wear more than just a product; you connect to something greater than you.

Welche Fragen werden mit der Value Proposition Canvas beantwortet?

Ich persönlich starte gerne mit dem Kunden bzw. dem Kundensegment. Es ist jedoch dir überlassen mit welcher Seite du starten möchtest. Zudem ist dies ein Werkzeug, das regelmäßig angepasst werden darf, da eigenes Portfolio und Kundenerwartungen Veränderungen unterliegen.

Perspektive Kunde (rechte Seite): 

  • #1 Customer Jobs: Welche Aufgaben möchte meine Zielgruppe bewältigen?
  • #2 Gains: Welche Leistungen oder Mehrwerte möchte der Kunde erreichen?
  • #3 Pains: Welche Probleme oder Hindernisse gibt es zu überwinden bei der Erledigung der Aufgabe?

Perspektive Wertversprechen (linke Seite):

  • #1 Products + Services: Auf welches Angebot bezieht sich das Wertversprechen?
  • #2 Gain Creators: Wie erzeugen meine Produkte und Services einen Mehrwert für Kunden, von dem sie überrascht wären?
  • #3 Pain Relievers: Wie beseitigen Produkte und Services das Risiko oder Probleme meiner Kunden?
Wertversprechen
Value Proposition Canvas

Jeder dieser Bereiche besitzt funktionale, emotionale und soziale Aspekte. Hierbei ist es wichtig, nicht nur bei funktionalen Aspekten zu bleiben. Denn für die reine Anzeige der Uhrzeit benötigt 2021 keiner mehr eine Armbanduhr von Novo Watch. Wir haben in unseren Smartphones, an Gebäuden, in Küchengeräten und an vielen Orten Zugriff auf die aktuelle Zeit.

Nach dieser ersten Übersicht über die Value Proposition Canvas möchte ich dir nun die beiden Perspektiven detaillierter erläutern.

Erläuterung der Perspektive: Zielgruppe

Kundenperspektive

#1 Customer Jobs

Die Customer Jobs beschreiben Aufgaben, die der Kunden erledigen möchte oder das Problem, das er lösen möchte. Hier ist zu beachten, dass neben den sachlichen Aufgaben auch die emotionalen wie auch sozialen Aufgaben berücksichtigt werden. Welche Customer Jobs haben die Kunden von Novo Watch?

  • Funktional: Passende Armbanduhr als Accessoire finden
  • Emotional: Eigene Individualität ausdrücken
  • Sozial: Respekt für Uhrensammlung als Statussymbol

#2 Gains

Welche Leistung oder Mehrwert erhält der Kunde durch die Erledigung der Aufgabe? Gains geben Aufschluss darüber welche Erwartungen und Vorteile der Kunde erwartet. Beispiel für die Zielgruppe „Profisportler“ bei Novo Watch könnten folgende sein: Um mich vor und nach den Spielen zu zeigen, möchte ich ein einzigartiges Accessoire besitzen (funktional). Damit zeige ich auch meine sportlichen Leistungen (emotional) und erfreue mich der Wahrnehmung im Team oder der Presse (sozial).

#3 Pains

Welche Probleme oder Hindernisse hat der Kunde rund um die Erledigung seiner Aufgabe zu meistern? Wichtig hierbei ist es, nicht die gegenteiligen Punkte zu den Gains zu notieren, sondern zu überlegen an welchem Punkt wird es zum Schmerz (Pain) oder was muss passieren damit es ein Mehrwert (Gain) ist.

Erläuterung der Perspektive: Wertversprechen

Angebotsperspektive

#1 Products & Services

Auf welches Angebot bezieht sich das Wertversprechen? Hier notierst du nun alle Produkte und Services.  Bei diesem Punkt ist es ratsam funktionale, emotionale und soziale Aspekte der Leistung zu differenzieren. Bei den Armbanduhren von Novo Watch sind z.B. emotionale Werte wie „handgefertigt in der Region Alberta“ oder Uhren aus „historischen Gegenständen“ Bestandteil in den Produkten.

Armbanduhr „The Coalbanks – Barrow 1885 SS Edition“ Quelle Novo Watch

#2 Gain Creators

Wie erzeugen meine Produkte und Services einen Mehrwert für Kunden, von dem sie überrascht wären? In diesem Bereich dürfen die Punkte notiert werden, die Begeisterung auslösen und bei den Gains der Zielgruppe anknüpfen. Bei Novo Watch werden historische Gegenstände zum Leben erweckt. Mit der Armbanduhr der Coalbanks Collection wird der Träger zum Teil dieser Geschichte.

#3 Pain Relievers Wie beseitigen Produkte und Services das Risiko oder Probleme meiner Kunden? In diesem Bereich finden alle Schmerzpillen für den Kunden ihren Platz.  Ein gängiger Fehler ist hier Produkte oder Services zu notieren. Daher fokussiere dich auf den funktionalen, emotionalen oder sozialen Aspekt des Angebotes.

Das Ziel: Den FIT vergrößern

Der FIT ist das Ziel. Dieser ist erreicht, wenn deine Zielgruppe begeistert ist über dein Wertversprechen, das du mit deinem Angebot adressierst. Kundenbegeisterung entsteht, wenn extreme Pains gelöst und Gains für die zu erledigen Aufgaben geliefert werden. Das Streben nach dem FIT und das stetige Anpassen der Value Proposition sind erforderlich für Kundenzufriedenheit.

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Das Wertversprechen formulieren

Nachdem ein FIT geniert wurde, kann das Wertversprechen formuliert oder weiterentwickelt werden. Als Einstieg kann der Ansatz von Strategyzer dienen. Strategyzer vertreibt die Idee der Value Proposition Canvas. Dort wird der Aufbau des Wertverspechen wie folgt vorgeschlagen:

Unsere Produkte und Services helfen der Zielgruppe ihre Aufgaben zuerledigen, indem die Schmerzen gelöst und die Mehrwerte erzeugt werden.

Dieses Weitersprechen ist wichtig für die nächsten internen Schritte. Danach geht es um die Frage wie das Versprechen in allen Kundenkontaktpunkten transportiert werden kann. Bei Novo Watch hat man sich für diese Aussage auf der Website entschieden.

Wertverechen Novo Watch
Novo Watch – Wertversprechen für die Kundenkommunikation

Fazit

Deine Value Proposition ist das Versprechen welche Leistung der Kunde von dir erwarten kann. Wie das Beispiel der Firma Novo Watch aus Kanada zeigt, geht es darin nicht nur um funktionale Aspekte z.B. das Informieren der Uhrzeit über eine Armbanduhr. Die emotionalen und sozialen Aspekte einer Aufgabe sind wichtige Beweggründe für die Kaufentscheidung. Wer klar die Gains und Pains seiner Zielgruppe adressiert, wird mit zufriedenen Kunden belohnt, die die Leistung weiterempfehlen. Die Value Proposition Canvas ist ein Werkzeug das systematisch bei der Entwicklung passender Wertversprechen hilft. Lasst uns Werte aus Kundenperspektive generieren!

Autor

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und Unternehmensentwickler. Seine Stärke ist eine gute Auffassungsgabe, mit der er schnell gute Fragen stellen kann. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Value Proposition



Was heißt Value Proposition?

Value Proposition ist das Wertversprechen (auch Leistungsversprechen genannt) deiner Unternehmung. Dieses Wertversprechen ist für die Zielgruppe klar erkenntlich, ist einzigartig und zeigt auf welche Probleme und Mehrwerte es dem Kunden liefert. Erfüllt sich die Value Proposition, entsteht Kundenzufriedenheit.

Was ist die Value Proposition Canvas?

Die Value Proposition Canvas ist ein Werkzeug mit dem das Wertversprechen für deine Kunden systematisch erarbeitet und weiterentwickelt werden kann. Entwickelt wurde diese von Alexander Osterwalder an der Hochschule St. Gallen.

Was ist ein Leistungsversprechen?

Das Leistungsversprechen oder auch Wertversprechen (engl. Value Proposition) genannt ist das Versprechen eines Unternehmens was der Kunde vom Angebot erwarten kann.

Wie kann ich meine Value Proposition zeigen?

Das Versprechen an deine Kunden sollte in Produkten, Kommunikation, Ladengeschäft und Website zum Ausdruck kommen. Es ist ein wichtiger Grund, warum sich ein Kunde für die Leistung entscheidet. Besonders auf Webseiten sollte das Versprechen sofort und ohne scrollen erlebbar sein. Diese Darstellung nennt man im Übrigen auch „above the fold“.

Was gibt es beim Erstellen einer Value Proposition zu beachten?

Die Value Proposition ist ein Versprechen gegenüber deinen Kunden. Zu empfehlen ist, dass dieses Versprechen auch eingehalten werden kann. Dieses Wertversprechen sollte sich an deine Zielgruppe richten, einzigartig sein und aufzeigen welche Probleme und Mehrwerte es deinem Kunden löst.

Quellen

  • Novo Watch, Uhren Wertversprechen: https://www.novowatch.com/
  • Value Proposition Design, Alex Osterwalder, Verlag Wiley: ISBN-978-1-118-96805-5
  • Wikipedia, Lethbridge ehem. Coalbanks: https://de.wikipedia.org/wiki/Lethbridge

Welche Gedanken kommen dir, wenn du an dein lokales Stadtwerk denkst? An Begriffe wie modern, innovativ und mutig hatte ich im ersten Moment nicht im Sinn. Wie dies mit einem B2B Marktplatz und den Stadtwerken Neumünster zusammenhängt, erfährst du in diesem Beitrag. Frank Wede, Partnermanager aus dem Einkauf, gibt uns Einblicke.

ROKX ist der Name des B2B Marktplatztes der Stadtwerke Neumünster (SWN). Im folgenden Text kürze ich dies mit SWN ab. ROKX steht für regional, online und kaufen. Diese neuartige Idee entstand im Einkauf der Stadtwerke Neumünster. Dort ist auch Frank Wede Zuhause und kümmert sich als Partnermanager mit seinem Team sowohl um Lieferanten, Kunden wie auch dem Verkauf der Lösung. Im Detail geben die folgenden Abschnitte Einblicke in diese vier Punkte:

  • Die Entstehungsgeschichte von ROKX
  • Die ersten Schritte des neuen Produktes
  • Das Geschäftsmodell
  • Warum der B2B Marktplatz ein Erfolg wird!

Entstehungsgeschichte von ROKX

Ich bin immer noch fasziniert, dass ein Stadtwerk einen B2B Marktplatz auf den Markt bringt. Die Entstehungsgeschichte hängt eng mit dem Werdegang von Frank zusammen. Er startet bei den Stadtwerken 1993. Früh übernimmt er große Projekte, wie z.B. den Umbau des Schwimmbades und die damit verbundene Umsetzung von Ausschreibungen im Wert von 31 Mio. DM (heute ca. 15,8 Mio. €). Das nächste große Projekt war die SAP-Einführung im Einkauf. Nach erfolgreicher Implementierung hieß es dann: „Herr Wede wir brauchen Sie im Vertrieb.“ So wurde Frank zunächst für viele Jahre Privatkunden-Vertriebsleiter, dann Gesamt-Vertriebsleiter und hatte die Personalführung von bis zu 80 Mitarbeitern inne. Seit Februar 2020 ist er nun wieder zurück im Einkauf.

Stadtwerke Neumünster PR
Imagekampange der SWN Quelle: www.stadtwerke-neumuenster.de

Durch den neuen Geschäftsführer Michael Böddeker der SWN sind neue Ideen nicht nur erlaubt, sondern werden auch gefordert. Daher gibt es intern regelmäßige Termine in denen Kollegen und Frank kreativ werden. Frank wirft hier ein: „Viele Stadtwerke konzentrieren sich ausschließlich auf moderne Vertriebsthemen, aber nicht auf die Einkaufsseite. Der Einkauf hat aber einen entscheidenden Anteil an der Wertschöpfungskette.“ Bei SWN wurde so die Idee entwickelt, die bestehenden Rahmenverträge mit Lieferanten zu erweitern und dies den B2B-Kunden als Partnereinkauf anzubieten. Denn die SWN hat bereits eine breite Kundenbasis die Versorgungsleistungen wie Energie, Breitband-Kommunikation oder Wasser beziehen. Dies war die Geburtsstunde des regionalen Online Marktplatzes.

Die ersten Schritte des neuen Produktes

Bei einem Online Marktplatz kommt mir sofort Amazon in den Sinn. Laut Frank war schnell klar, dass die SWN sich über Regionalität abgrenzen möchten. Somit war dar Fokus schnell gesetzt und es konnte an den weiteren Bausteinen gearbeitet werden.

Marktplatz-Gedanke von Onventis Quelle: https://www.onventis.de/produkte

Um die Frage der technischen Umsetzung zu klären wurde die bereits eingesetzte Lösung unter die Lupe genommen. Die SWN setzt im Einkauf auf die E-Procurement Lösung von Onventis. Ein E-Procurement-System hilft dem Einkäufer bei seiner Tätigkeit von Lieferantenauswahl, -bewertung bis zu Prozessoptimierungen. Die Lösung von Onventis hat nicht nur „Buy-Side“ Ansätze im Angebot sondern auch bestehende Möglichkeiten für den Einsatz als „Sell-Side-Lösung“. Der „Buy-Side-Ansatz“ kennzeichnet sich dadurch, dass die Rahmenbedingungen vom Kunden gesetzt werden und dieser dort seine Lieferanten integriert. Bei „Sell-Side-Lösungen“ wird das E-Procurement-System weiteren Kunden flexibel und individuell anpassbar bereitgestellt. Auch das jeweilige Look-and-Feel des Kunden lässt sich mit einbinden. Dadurch das Onventis beide Komponenten anbieten kann war die Grundlage für die Marktplatzidee schnell gelegt.

Die Idee hinter ROKX Quelle: ROKX

Die weitaus wichtigere Komponente als die technische Machbarkeit ist das Kunden- bzw. Marktfeedback. Daher war es das Ziel, diese Idee eines regionalen Marktplatzes für Schleswig-Holstein schnell zu testen. Für den ersten „Test“ bekommt Frank kurzfristig die Chance auf dem internationalen Spring- und Dressurreiter in Neumünster, der VR Classics. In der Business Lounge findet der Ansatz bei Politik und Geschäftspartner sehr gute Resonanz. Danach geht es schnell, wie der folgende Zeitverlauf darstellt:

  • 01. Februar: Frank Wede wechselt in den Einkauf
  • 15. Februar: Erste erfolgreiche Vorstellung im Rahmen VR Classics
  • Mitte März: Es fällt die Entscheidung für die Umsetzung mit Onventis
  • April: Offizieller Projektstart – technische Einführung der Sell-Side
  • Mitte Juli: Go Live von ROKX

Das Geschäftsmodell > E-Marktplatz

Die grundsätzliche Idee ist den Rahmenvertrag mit bestehenden Lieferanten auf alle Marktplatzteilnehmer zu erweitern. Dadurch profitieren kleine und Mittlere Unternehmen von vorverhandelten Konditionen durch die SWN. Der Lieferant kann dadurch ohne Kosten für die Kunden-Akquisition Neukunden gewinnen. Im Detail zeigen die Dimensionen Wer, Was, Wie und Wert wie das Geschäftsmodell angedacht ist:

Wer – Zielgruppe:

  • Regionale Geschäftskunden der SWN
  • Regionale Energieversorgungsunternehmen
  • Lieferanten der SWN mit Rahmenverträge, die diesen auch für dritte nutzbar machen

Was – Nutzenversprechen: 

  • Regionale Wirtschaft stärken
  • Prozesse optimieren bei Kunden und Reduzierung von Kosten (siehe Abbildung „Kostenoptimierung“)
  • Kunden führen B2B Marktplatz als E-Procurement Lösung für viele Lieferanten ein
  • Einfache Kundengewinnung als Lieferant durch Erweiterung des Rahmenvertrages für Marktplatzteilnehmer
Kostenoptimierung: Zahlen aus der – BME Verband Studie: Trends in der elektronischen Beschaffung 2015  Quelle: ROKX

Wie – Wertschöpfung:

  • Die Einkaufskompetenz der SWN ermöglicht gute Rahmenbedingungen (wie z.B. Preis) und erzeugt eine professionelle Auswahl an Lieferanten
  • Die eingesetzte „Buy-Side-Lösung“ von Onventis wird um „Sell-Side“ erweitert
  • Frank Wede und Team kümmern sich als verkaufende Einkäufer um das Netzwerk

Wert – Ertragsmechanik:

  • Über Lizenzkosten für den Systemzugang decken Kunden die Kosten für die technische Lizenzbereitstellung pro User
  • Bündelung der Bedarfe reduzieren die Beschaffungskosten für alle Käufer

Wie das Geschäftsmodell des Online Markplatzes im Detail funktioniert und wie dadurch die Effizienz und Digitalisierungsgrad der Bestellprozesse gesteigert zeigt das folgende Video:

Digitale Transformation der Bestellprozesse durch den Online Marktplatz von ROKX

Warum der B2B Marktplatz ein Erfolg wird!

Frank bezeichnet seine Kunden als Partner. Partner drückt Augenhöhe und gemeinsame Werte aus. Durch den Einfluss SARS-CoV (Coronavirus) ist der Wert von regionalen Beziehungen nochmal deutlicher geworden. Bei einem Marktplatz ist es erforderlich Kunden wie auch Lieferanten zusammen zu bringen. Daher starten die meisten Unternehmungen mit anderen Geschäftsmodellen, die dann zum Marktplatz entwickelt werden sollen. Denn beim Start auf der grünen Wiese fragen potenzielle Kunden weshalb sie bestellen sollen und welche Lieferanten/Materialgruppen es gibt. Ist die Antwort: „Wir haben noch keine Lieferanten.“, dann ist es für die meisten Kunden wieder unattraktiv. Das gleiche gilt ebenso für die Lieferantenseite. Die SWN kann beide Marktseiten bieten. Eine breite Basis an Bestandskunden und bestehende Beziehungen zu Lieferanten steht für eine solide Startbasis.

➡️ Bei der Einführung eines Beschaffungssystems wie einem Online Markplatzes ist es wichtig, dass die Lieferanten von den Fachabteilungen akzeptiert werden. Eine Strategie für eine erfolgreiche Lieferanteneinführung findest du hier.

Fazit

Frank Wede ist der wahrscheinlich erste verkaufende Einkäufer Deutschlands. Durch ein offenes Mindset und einem neuen Geschäftsführer wurde es möglich neue Ideen zu treiben. Der Online Marktplatz ROKX ist nur eine der neuartigen Lösung im Portfolio der SWN. Das Beispiel und die Entstehungsgeschichte von ROKX zeigt, dass sich Mut und schnelles Testen auszahlt. Ich persönlich glaube daran, dass der Faktor „Regionalität“ und die bestehende Kundenbasis den B2B Marktplatz zum Erfolg führt.  

Es lohnt sich somit immer mal wieder einen Blick nach Neumünster zu werfen!

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

Das richtige Werkzeug zur richtigen Zeit an der CNC-Maschine zu haben. Dabei an Transparenz zu gewinnen und nebenbei Prozessinnovationen zu treiben. Das ist das Tagesgeschäft von Falk Clement. Als eBusiness Berater mit Schwerpunkt automatisierte Materialausgabesysteme hilft er Unternehmen Transparenz und Effizienz zu schaffen. Aus dem Gespräch mit Falk lernst du wie er mit Prozessinnovationen umgeht und welche Tipps es gibt Innovationen erfolgreich zu treiben!

Wie es mittlerweile üblich ist, treffen wir uns in einer Videokonferenz. Ich weiß jetzt schon, dass das Interview mit Falk ein spannendes wird. Denn neben seinen über 150 Kundenprojekten aus 4,5 Jahren ist er begeisterter Bergsportler, Fußballer, bekennender Christ und nennt Rosenheim sein Zuhause. Im Kern seiner Projekte dreht es sich um Werkzeugausgabesysteme, die in der Fertigungshalle stehen und aus dem der Mitarbeiter rund um die Uhr Werkzeuge wie z.B. Bohrer entnehmen kann. Falk korrigiert mich an dieser Stelle: „Für mich sind dies Materialausgabesysteme, denn neben Werkzeugen können auch Sicherheitsschuhe, Schlüssel für Gabelstapler oder Halbteile organisiert werden“.

Garant Tool24
Beispiel einer Materialausgabe Pick One / Locker Quelle: Falk Clement

Was ist eine Prozessinnovation?

Es gibt verschiedene Sichtweisen auf diese Begrifflichkeit. Daher möchte ich dir die folgende anbieten. Der ehemalige österreichische Finanzminister und Wissenschaftler Joseph Schumpeter definierte Innovation als Prozess der schöpferischen Zerstörung. Das lateinische Wort dafür heißt innovare. Wörtlich übersetzt kann dies als „Neuerung“ oder „Erneuerung“ beschrieben werden. Ich persönlich erkenne Services oder Produkte erst als Innovation an, wenn der Kunde dies auch als „Erneuerung“ aufnimmt.

Innovation:

  • Prozess der schöpferischen Zerstörung
  • Erneuerung, die vom Kunden als solche wahrgenommen wird

Prozess:

Lohnen sich Innovationen? ➡️ Die Antwort findest du hier.

Für Falk besteht der Kern von Prozessinnovation darin: „Für mich heißt dies, Prozesskosten zu verringern und Transparenz zu schaffen. Im Bereich von Materialausgabesystemen geht es um die Frage wie viel Zeit der Kunde für die Organisation im Vergleich zum Artikelwert aufwendet.“

Beispiel für eine Prozessinnovation

Ein Beispiel, das ich nicht auf der Rechnung hatte, bringt Falk ein. Der Ben-Gurion-Flughafen gilt als einen der sichersten der Welt. Dabei hat Israel ein hohes Potential für Terror-Anschlägen. Bei der Sicherheits-Strategie wird der Fokus auf persönliche Kommunikation statt auf Hardware gesetzt. Fluggäste werden vom Personal aufmerksam beobachtet. Sollten Auffälligkeiten festgestellt werden, so werden diese von Sicherheitsbeamten in zivil in ein Gespräch verwickelt. So schafft es Israel ein hohes Sicherheitslevel zu halten. Die Erneuerung des Prozesses besteht darin, dass nicht Körperscanner für Sicherheit sorgen, sondern die menschliche Kommunikation.

Fliessband
Moving Assembly Line Quelle: Ford

Die wohl berühmteste Prozessinnovation in der Fertigung, ist das Fließband von Henry Ford. 1913 revolutionierte er damit die Fertigung von Automobilien. Er stellte die Fertigung seines Automobils „Model-T“ auf ein mechanisches Fließband um. Anstelle des Fahrgestells an einem Arbeitsplatz von A-Z zu produzieren, durchläuft dieses unterschiedliche Stationen. In einer Station erfolgt immer die gleiche Tätigkeit wie z.B. Montage des Motors. Die sogenannte erste „moving assembly line“ steigerte die Fertigung um das Achtfache. Dadurch war es möglich den Preis seines Produktes zu verringern und die Löhne seiner Mitarbeiter zu erhöhen. 

Materialausgabesystem als Auslöser der Prozessinnovation

Sicherlich hast du dir bereits gedacht: Was hat eine Hardware, also ein Materialausgabesystem mit einer Verbesserung des Prozesses zu tun? Technologie kann ein Werkzeug für eine andere Arbeitsweise werden. In einem Fertigungsbetrieb unterliegen Messmittel einer Kalibrierungspflicht. Damit soll sichergestellt werden, dass zum Beispiel die Anzeige von 6,35mm auf dem Messschieber (umgangssprachlich Schieblehre) auch dem tatsächlichen Wert entspricht. Wenn jeder Mitarbeiter einen Messschieber besitzt und diesen an unterschiedlichen Orten ablegt, dann kann nie sichergestellt werden, dass zum richtigen Zeitpunkt dieses Messmittel in die Kalibrierung gehen kann. Bei der Einführung eines Materialausgabesystems wird ein Lagerplatz definiert und nach festgelegten Parametern erfolgt die automatisierte Aufforderung zur Kalibrierung. Dies ist im Vergleich zum vorherigen Prozess eine grundsätzliche Veränderung, da nun das Messmittel nach Beendigung der Arbeit vom Mitarbeiter in das System zurückgegeben wird. Dadurch ist auch ein geringerer Bestand von Messschiebern umsetzbar, da nicht jeder Mitarbeiter einen an seinem Arbeitsplatz benötigt.

Ein anderes Ziel ist die Sicherstellung der Verfügbarkeit von produktionskritischen Materialen. In diesem Zusammenhang ist Vernetzung ein wichtiger Baustein. Falk fügt an: „Ich finde es wichtig, Systeme zu vernetzen, da dies Prozesskosten spart“. Laut Falk werden vor allem Schnittstellen zu E-Procurement-Systemen sehr gut angenommen. Ein E-Procurement-System dient dem Einkauf der Organisation der Bestell- und Rechnungsabwicklung.  Der Vorteil der Vernetzung zwischen Materialausgabesystem und E-Procurement-System ist, dass dadurch Einkaufsrichtlinien sichergestellt werden und die Auslösung der Bestellung beim Lieferanten erst nach Genehmigung erfolgt. Damit wird der Bedarf transparent und kann besser organisiert werden.

Der schnelle Tod der Innovation

Verwendung als Schubladenschrank

Oftmals stellt sich die Frage, ob und wie die Mitarbeiter eine neue Methode oder Arbeitsweise in ihren Arbeitsalltag übernehmen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann wird eine Hardware installiert und eben nicht ein Prozess erneuert. In unserem Interview erzählt Falk: „Es gibt Kunden, die verwenden das Materialausgabesystem wie einen Schubladenschrank. Die automatisierte und integrierte Bestandführung wird nicht genutzt. Daher laufen Mitarbeiter jeden Tag zum Vorgesetzten und berichten was nachbestellt werden muss.“ Dabei hilft die Aktivierung der Bestandführung die Beschaffungsprozesse erheblich zu verkürzen, indem der Schrank bei Unterschreiten der Meldebestände automatisch die Bestellung an den jeweiligen Lieferanten versendet.

Materialausgabesystem Master
Master Systeme von Gühring (TM Master) Quelle: Gühring

Fehlender Ansprechpartner:in

Neben dem fehlenden Change-Management gibt es weitere Beispiele in denen es „kein Gesicht“ für die Veränderung gibt, wie Falk zu sagen pflegt. Er zeigt dies an dem Beispiel von Feuersteins: „Wenn es niemanden gibt, der das Materialausgabesystem mit Inhalten versorgt und der dies als interner Verkäufer vertritt, schaffe ich die erfolgreiche Implementierung nicht. Dies kommt den Feuersteins gleich, die ihr Auto mit den Füßen antreiben. Wenn ich also dem System kein Gesicht gebe, dann gleicht das einem Auto, bei dem der Motor herausgenommen wird, um mit den Füßen zu fahren.“  Im Beispiel von Falk wird nicht das mögliche Potential des Motors genutzt. Daher fährt das Auto nicht mit 200 km/h von A nach B, sondern nur in Schrittgeschwindigkeit.

Familie Feuerstein
Familie Feuersein fährt mit dem Auto Quelle: Foto Hanna-Barbera-Productions

Unsichtbare Prozesskosten

Sein nächstes Beispiel kann auch wieder gut mit einem Auto verglichen werden. Bei diesem Auto wird nie in den fünften Gang geschalten, obwohl es bis zum sechsten möglich wäre. „Ich habe einen weiteren Kunden, der ein Lagerlift-System im Einsatz hat. Die Option ist vorhanden, diesen als Erweiterung inkl. der Bestände in das Materialausgabesystem zu integrieren. Jedoch bestellt der Kunde alles manuell nach, was sich in diesem System befindet, obwohl es automatisiert möglich wäre.“ Mich interessiert, weshalb die Integration nicht angegangen wird. Dort verweist Falk auf die Prozesskosten, die nicht sichtbar sind und somit der Nutzen nicht erkannt wird. Prozesskosten sind Aufwände, die durch den Einsatz von Arbeitszeit entstehen. Da der Nutzen nicht erkannt wird, stellt der Implementierungsaufwand die Hürde der Umsetzung dar. Diese drei genannten Beispiele zeigen, wie das Innovationspotential durch ein Materialausgabesystem erfolgreich beerdigt werden kann.

Lift System
Beispiel für ein professionelles Lagerlift-System Quelle Kardex

Erfolgsfaktoren bei der Einführung von neuen Prozessen

Wenn ein Mitarbeiter das Warum versteht, kann er besser die Neuerung nachvollziehen und sich am neuen Prozess beteiligen. Falk meint dazu „Ich mache damit mein Unternehmen besser und somit auch meinen Mitarbeiter. Es ist nicht nur ein Programm, daher ist es wichtig seine Mitarbeiter abzuholen“. Wie kann jedoch dieses Abholen praktisch aussehen?

Falk beantwortet die Frage sofort „Mit Vertrauen. Dem Mitarbeiter zu vertrauen, macht den Unterschied. Zutrauen ist für Menschen wichtig. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist Menschen erstmal machen zu lassen und zu beobachten. Lücken im neuen Prozess können mit kleinen Schulungen dann geschlossen werden. Langfristige Begleitung mit vielen kleinen Justierungen ist die Lösung.“ Fehlt dieser Wert, dann kann sich dies wie bei überfürsorglichen Eltern (Helikopter-Eltern) auswirken, die sich ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten, um diese zu behüten. Dazu fügt Falk an: „Wenn Helikopter-Eltern ihren Kindern alles abnehmen, dann können Kinder nicht genügend Erfahrungen machen und auch kein Selbstvertrauen entwickeln. Genau diese Analogie sehe ich auch, wenn man als Führungskraft seinen Mitarbeitern per se nichts zutraut, dann werden diese im neuen Prozess unsicher bleiben!“

Richtiger Umgang mit Software

Bei der Innovation und Einführung neuer Prozesse ist in der Regel immer Software mit im Spiel. So auch bei der Einführung eines Materialausgabesystems. Software zeichnet alle Aktivitäten wie zum Beispiel die Interkation mit Mitarbeitern auf. Daher besteht die Möglichkeit, solche Systeme mit dem Fokus der Kontrolle einzusetzen. Um jedoch für den Projekterfolg zu sorgen, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den erhobenen Daten nötig. Auf dieser Basis entstehen die folgenden Mehrwerte:

  • Mitarbeiter erhält immer das benötigte Werkzeug
  • Einsparung von wertvollen Ressourcen, da Materialien nicht zusätzlich an jedem Arbeitsplatz bevorratet werden
  • Leihartikel, wie der oben erwähnte Messschieber, sind kalibriert und am definierten Ort zu finden
  • Akkubetriebene Geräte werden im System geladen, sind immer einsatzbereit und auffindbar
  • Einkauf kann durch die automatisierte Nachbestellung Zeit sparen und Verfügbarkeit sicherstellen

Best Practice eines Kleinbetriebes

Wie die Einführung eines Materialausgabesystems Nutzen bringt, zeigt das Beispiel eines Kleinbetriebes. Dort arbeiten zehn Mitarbeiter, die als Monteure für elektrische Anlagen bei Brauereien unterwegs sind. Je nach Auftrag werden unterschiedliche Werkzeuge, Geräte und Material benötigt. Begeistert kommentiert Falk dieses Beispiel: „Das hat sich unser Kunde selbst überlegt. Darauf musst du erstmal kommen und es zeigt was passiert, wenn du Menschen machen lässt“.

Dieser Kunde hat sich den Master des Ausgabesystems gekauft. Der Master beinhaltet einen Touchscreen und steuert zentral weitere Schränke oder Lagersysteme. Die benötigten Elektrowerkzeuge standen bis dato im Lagerraum. Damit der Mitarbeiter über das Master-System alles über eine Oberfläche organisieren kann wurde der angrenzende Lagerraum integriert. Das System funktioniert wie ein Schubladenschrank, der nach Auswahl eines Materials über den Touchscreen die passende Schublade öffnet.

Die Elektrowerkzeuge, die im Lagerraum stehen, wurden ebenfalls integriert. Bei Auswahl eines Gerätes öffnet sich die erste Schublade. Dort befinden sich ein Schalter, der über ein Funksignal die Tür des Lagerraums öffnet. Nach der Bestätigung des Artikels am Master-System, schließt sich der Lagerraum wieder. Somit können Geräte mit einem höheren Platzbedarf im Lagerraum verstaut werden. Kleine Werkzeuge und Materialien finden im elektronischen Schubladenschrank selbst Platz. Da sich der Mitarbeiter anmelden muss, wird auf ihn auch das Gerät gebucht. Daher kann sein Kollege sehen, dass es gerade bei ihm mit auf Baustelle ist und danach seine eigene Auswahl definieren oder sich um eine Alternative bemühen.

Links: Falk Clement Rechts: Peter Prütting

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Tipps und Tricks

Veränderung heißt, Menschen erfolgreich auf eine Reise mitnehmen. Daher sind Falk und ich der Überzeugung, dass folgende Tipps und Tricks helfen. Wir freuen uns auf Ergänzungen im Kommentar oder auch wenn du einen der Punkte umsetzt.

  • Abendessen im privaten Rahmen organisieren und dort Beweggründe, Zielbild und Vision teilen
  • Geduld und Konsequenz leben
  • Verantwortlichen für die Veränderung definieren und somit die Wertigkeit gegenüber den Mitarbeitern ausdrücken
  • Anreize schaffen, die neuen Anforderungen umzusetzen

Darüber hinaus hat Falk Clement viele weitere Tipps und Tricks, die ich hier nicht alle unterbringen konnte. Möchtest du mehr erfahren, dann schreibe ihn gerne über Xing an.

Fazit

Prozessinnovation steht für eine Art der schöpferischen Zerstörung. Da bisheriges Handeln erneuert wird. Weil Menschen mit Menschen arbeiten und das Herz unserer Organisationen sind, ist es entscheidend die Beweggründe und das Zielbild zu erläutern. Daher ist es wichtig seine Mitarbeiter und Kollegen mit auf die Reise zu nehmen und Unsicherheiten mit kleinen Schulungen zu begegnen. Wer eine vertrauensvolle Umgebung schafft, wird mit Kreativität belohnt. Das Best Practice zeigt, wie aus einer guten Idee des Materialausgebesystems eine wertstiftende und ganzheitliche Lösung wurde. Aus meiner Sicht lohnt sich der herausfordernde Weg zu Innovationen.

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

Quellen

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Nach welchen Kriterien wählen wir Mitarbeiter, Lieferanten und Partner aus? Als wir uns dieser Frage in der Videokonferenz widmen fällt der Begriff: Unconscious Bias. Mir persönlich ist die Begrifflichkeit neu. Übersetzt bedeutet dies unbewusste Voreingenommenheit. Die Zeitung Welt beschreibt den Grund dafür wie folgt: „Denn pro Sekunde nehmen wir etwa elf Millionen Informationen auf – verarbeiten können wir aber nur 40 bis 50. Um ressourcenschonend und effektiv durch den Alltag zu navigieren, laufen deshalb 90 Prozent aller Wahrnehmungs- und Denkprozesse unbewusst ab.“

Diese Diskussion führen wir während des Festivals Hey Innoversity der Class Five der Shiftschool. Dort geht es darum welchen Einfluss Diversität, also Vielfältigkeit, auf unseren unternehmerischen Erfolg und gesellschaftliche Veränderung hat. Eine McKinsey-Studie aus 2018 zeigt, dass große Vielfalt im Topmanagement (Alter, Bildung, Geschlecht, Erfahrung, etc.) einen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg hat. Bei deutschen Unternehmen aus der Studie verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich profitabel zu sein. In den folgenden Abschnitten geht es darum, wie wir Kriterien für die Lieferantenauswahl objektiv und möglichst ohne Vorurteile treffen können.

✏️ Der Begriff Unconscious Bias kommt aus dem Englischen und steht für unbewusste Voreingenommenheit. Damit werden Vorurteile beschrieben, die wir leben jedoch nicht wahrnehmen.

Einfluss auf die Kriterien der Lieferantenauswahl

Die Erkenntnisse einer McKinsey-Studie unterstreichen die Notwendigkeit im Einkauf auf die richtigen Kriterien zu setzten und sich nicht von bewussten oder unbewussten Vorurteilen beeinflussen zu lassen. Angesichts der Auswirkungen, die Entscheidungen bei der externen Partner- und Lieferantenauswahl auf die gesamte Organisation haben, sehe ich persönlich die Einkaufsorganisation als Netzwerkpartner. Solche Entscheidungsprozesse werden immer mehr durch elektronische Systeme und Algorithmen gesteuert werden. Daher sind die bisher vom Einkauf gewählten Kriterien zu überprüfen und mit Sorgfalt auszuwählen. Im nächsten Abschnitt erfährst du auf welche zentralen Kriterien das Unternehmen Eaton setzt.

Du suchst praktische Tipps für dein Lieferantenmanagement? ➡️ Erfahre warum der Bedarfsträger der wahre Entscheider ist und wie du dieses Wissen im Lieferantenmanagement nutzten kannst.

Warum Eaton auf Diversität als Kriterium für Lieferantenauswahl setzt!

Für das irische Industrieunternehmen Eaton ist die Lieferantenvielfalt wichtig, da eine Lieferantenauswahl ohne Diskriminierung eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Dazu wurde ein eigenes Team geschaffen, dass eine nachhaltige und von Vielfalt geprägte Beschaffungsstrategie sicherstellen soll.

Die Bereiche Innovation und Wertschöpfung, wirtschaftliche Integration und Geschäftsentwicklung sollen durch solche strategischen Partnerschaften weiterentwickelt werden. Deshalb wurden folgende Ziele gesetzt:

Logo EATON
Logo Eaton: Quelle https://www.eaton.com/de/de-de.html

  • Anteil an Diversity-Unternehmen entlang der Lieferkette erhöhen
  • Jährliche Diversity-Vorgaben für alle Bereiche festlegen
  • Fortschrittliche Analyseverfahren für das Benchmarking und die kontinuierliche Verbesserung einsetzen.
  • Aktiv an Diversity-Kongressen und -Veranstaltungen teilnehmen und an Bildungseinrichtungen

Executive Vice President, Rogerio Branco, fasst dies folgend zusammen: „Eaton verfolgt eine preisgekrönte Strategie der Lieferantenvielfalt, um vor Ort in den Gemeinden, an denen wir ansässig sind, langfristig positive wirtschaftliche Effekte zu erzielen.“

Folgende Kategorien bedient sich Eaton und sind abgeleitet der NGLCC und der U.S. Small Business Administration:

  • Minority Owned Businesses (MBE, Unternehmen im Besitz von Minderheiten)
  • Women Owned Businesses (WBE, Unternehmen im Besitz von Frauen)
  • Small Disadvantaged Businesses (SDB, kleine benachteiligte Unternehmen)
  • HUBZone Business Enterprises (HUB, Historically Underutilized Business Zones, Unternehmen aus strukturschwachen Regionen die historisch bedingt sind)
  • Veteran Owned Businesses (VET, Unternehmen im Besitz von Veteranen)
  • LGBT Owned Businesses (Unternehmen im Besitz von Menschen die eine der folgenden sexuellen Orientierung zugeordnet werden:  Lesbian, Gay, Bisexual oder Transgender)

Kriterien für die Lieferantenauswahl definieren

Diese Kriterien solltest du bei der Lieferantenauswahl beachten:

  • Diversität: Wie vielfältig bzw. unterschiedlich ist das Team/Unternehmen des Lieferanten aufgebaut?
  • Digitale Fähigkeit: Ist der Lieferant im Stande umfangreiche Produktdaten zu liefern und bereit gemeinsam die Digitalisierung zu erhöhen?
  • Innovationsfähigkeit: Bringt der Lieferant aktiv Neuerungen durch Produkte oder durch Feedback zu internen Abläufen ein?
  • Nachhaltigkeit: Wie wird mit Umwelt umgegangen und wie ist z.B. die Recyclingbereitschaft?
  • Qualität der Produkte/Serviceleistungen: Trifft der Lieferant das erwartete Qualitätsniveau?
  • Kulanzverhalten: Wie verhält sich der Lieferant bei Beanstandungen?
  • Liefertermintreue: Werden vereinbarte Liefertermine eingehalten?
  • Preistransparenz: Wird eine klare und nachvollziehbare Preispolitik betrieben?
  • Bonitätsbewertung: Ist der Lieferant zahlungsfähig und finanziell gesund?
  • Feste Ansprechpartner: Sind zentrale Kontaktpersonen vorhanden?
  • Logistik: Ist Kompetenz bei der Bereitstellung von Waren vorhanden?

Lieferantenbewertung durchführen

1. Zieldefinition

Welches Ziel soll die Lieferantenbewertung verfolgen?

Kreislauf Lieferantenauswahl
Prozess der Lieferantenbewertung und -auswahl

2. Kriterien für die Lieferantenauswahl

Welche Kriterien sind wichtig, um das definierte Ziel zu erreichen? Meine Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ergänze für dich wichtige Kriterien. Ich kann dir empfehlen eine Liste mit den 10 wichtigsten Kriterien zu bilden.

3. Gewichtung

Im nächsten Schritt definierst du mit deinem Team die individuelle Gewichtung. Dazu verteile 100 Prozentpunkte auf die einzelnen Kriterien. Lege zum Beispiel fest, dass Diversity 20 Prozent erhält und Nachhaltigkeit 10 Prozent. Die Summe aller Gewichtung muss den 100 Prozentpunkten entsprechen.

4. Satus Quo ermitteln

Als nächster Schritt können die definierten Kriterien analysiert werden. Hier möchte ich erneut auf die unbewussten Vorurteile hinweisen. Daher ist es wichtig alle qualitativen Punkte durch möglichst viele Perspektiven zu bewerten.

Bei diesem Schritt können vorhandene Lieferanten als „kritisch“ oder „austauschbar“ klassifiziert werden. Dann beginne damit Punkte pro Kriterium zu vergeben. Hier bietet sich ein Skala von 1 bis 10 Punkte an. Dabei stehen 10 Punkte für eine überragende Leistung und 1 für die nicht Erfüllung des Kriteriums. Dabei hilft es kurze Anmerkungen für die jeweilige Eischätzung zu notieren. Dadurch kann zu einem späteren Zeitpunkt die Bewertung nachvollzogen werden.

Nach der Analyse multipliziere die Punkte pro Kriterium mit der jeweiligen Gewichtung. Danach summiere die Punkte und erhalte eine Gesamtsumme pro Lieferant.

5. Neue Lieferanten identifizieren

Nachdem wir in unserem Beispiel Lieferanten unter dem Gesichtspunkt Diversity suchen, gilt es nun Marktanalyse zu betreiben. Dazu gibt es neben bekannten Ansätzen auch die softwarebasierte Lieferantensuche von scoutbee.

6. Roadmap entwickeln

Wie geht es nun weiter, nachdem die strategischen Lieferanten (>80 Punkte) definiert und neue Lieferanten gefunden wurden? Mit einer Roadmap sind die nächsten Schritte für die kommenden drei Monate zu definieren. Nach den drei Monaten soll überprüft werden, ob die im ersten Schritt definierten Ziele erreicht wurden. Auf dieser Basis werden weitere Maßnahmen definiert oder eine erneute Lieferantenbewertung und -auswahl durchgeführt.

Neue Lieferanten müssen aus meiner Sicht von den Fachabteilungen akzeptiert werden, da sonst die Gefahr des Kaufes vorbei am Einkauf besteht. ➡️ Eine Strategie für eine erfolgreiche Lieferanteneinführung findest du hier.

Fazit

Diversität steht für Vielfalt. Vielfalt die in unseren Stadtteilen oder in Vereinen also unserer Umwelt vorhanden ist und dadurch unser Umfeld wertvoll macht. Diversität kann für unterschiedliches Alter, Bildungsstand und Herkunft stehen. Durch Wahrnehmungs- und Denkprozesse in unserem Gehirn entstehen unbewusste Vorurteile, die unter dem Begriff „Unconscious Bias“ beschrieben werden. Vor allem im Kontext unserer Unternehmen fokussieren wir uns auf Mitarbeiter, Partner und Lieferanten, die uns ähnlich sind. Dies entspricht nicht unserer Umwelt und führt zu wirtschaftlichen Nachteilen. Ein Grund dafür ist z.B. dass eine Lösung die aus vielen Perspektiven entwickelt wurde oftmals erfolgreicher am Markt platziert werden kann und somit die Häufigkeit von Misserfolgen reduziert wird.  Deshalb ist es wichtig die Kriterien für die Lieferantenauswahl unter die Lupe zu nehmen.

Lasst uns Diversity als Vielschichtigkeit ernst nehmen!

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

Quellen

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Wer den Einkauf verändern möchte, muss seine Kollegen aus den Fachabteilungen begeistern. C-Artikel sind Prozesskostentreiber und hinter der vermeintlichen Sachlichkeit versteckt sich ein hoher Grad an Emotionalität. Welchen Einfluss hat dies auf die Entwicklung der eigenen Beschaffung und wie können die Mitarbeiter hierbei eingebunden werden?

Für uns als Lieferant steht ein wichtiger Termin bei einem der führenden Industrieunternehmen an. Nach dem Eintreffen im Besprechungsraum und die Versorgung mit Kaffee kommt der Einkaufsleiter direkt auf den Punkt: „Wir möchten von Ihnen weitere Einsparpotentiale aufgezeigt bekommen!“ Um eine „preisliche“ Reduktion zu ermöglichen, kommen wir auf die drei Markenstrategie zu sprechen. Dieser Ansatz besteht aus drei Marken in zwei verschiedenen Qualitätsstufen. In der höchsten Stufe sind das Markenprodukt und die Qualitäts-Eigenmarke positioniert. Der preisliche Unterschied wird bei gleicher Qualität im zweistelligen Prozentbereich angegeben. In der zweiten Stufe ist die zweite Eigenmarkte positioniert, die als Handelsmarke den Preis im Fokus hat.

Das Modell kommt an und wir vereinbaren einen Test zwischen Markenprodukt und Qualitäts-Eigenmarke. Die Wahl fällt auf das Handwerkzeug: Schraubenschlüssel. Für den Test werden die beiden Marken in die Fachabteilung gegeben. Das Ergebnis ist überraschend, das Markenprodukt gewinnt den Test deutlich. Beide Schraubenschlüssel sind mit dem gleichen Material und gleicher Geometrie gefertigt. Wir waren erstaunt, denn aus sachlicher Sicht ist der drastische „Qualitätsunterschied“ nicht gegeben.

Sachlichkeit trifft Emotionalität

Diese Begebenheit spielte sich bei einem wichtigen Key-Account-Kunden aus der Metropolregion Nürnberg ab. Mit „wir“ spreche ich von meinem ehemaligen Arbeitgeber dem führenden Werkzeughändler in Europa. Die Qualitäts-Eigenmarke wurde 1973 eingeführt, um eine Alternative zu Markenprodukten zu erzeugen. Dabei wird der Ansatz verfolgt, durch höhere Mengen und die Konzentration auf Renner-Artikel, einen Preisvorteil anbieten zu können und dabei die hohe Qualität zu halten. Der Schraubenschlüssel, um den es in dieser Geschichte geht ist übrigens auch in meinem Logo zu finden.

Wir sprechen hier von C-Arikeln die auch oftmals C-Teile genannt werden. Das „C“ deutet erstmal auf eine weniger wichtige Kategorie hin. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht können Materialen und Dienstleistungen nach der ABC-Analyse bewertet werden. Die Bewertung erfolgt nach dem gesamten Einkaufswert und der Gesamtmenge. Im Regelfall ergibt diese Auswertung einen Anteil der A-Artikel von ca. 60-80 % vom Einkaufswert und an der Gesamtmenge der zu beschaffenden Artikel, von ca. 15-25 %. Bei den B-Artikeln kommt man auf einen Anteil am Einkaufswert von 10-25 % bei einem Mengenanteil von 30-40 %. C-Teile sind demnach die Artikel die schlussendlich 5-15 % wert vom Wert ausmachen, jedoch 40-70 % der Gesamtmenge. Das beschriebene Verhältnis verdeutlicht die folgende Grafik.

Anlayse von ABC-Teilen
Die ABC Analyse im Einkauf

C-Artikel ist die Materialgruppe im Unternehmen, die die höchsten Prozesskosten aufweist und somit viele Arbeitsstunden der Mitarbeiter verbraucht. Die vermeintlich einfachen Artikel wie Schraubenschlüssel, Notizblöcke, Kugelschreiber oder Sicherheitsschuhe sind emotional aufgeladen. Der Mitarbeiter (Bedarfsträger), der die Artikel einsetzt ist der wahre Entscheider im Unternehmen, weil er tagtäglich mit diesen Produkten arbeitet. Nur wenn der Einkauf es schafft diese „internen Kunden“ zu überzeugen und mitzunehmen kann erfolgreiches C-Teile-Management umgesetzt werden.

Hohe Prozesskosten bei C-Artikeln: Mythos oder Wahrheit?

„Prozesskosten sind eine Milchmädchenrechnung“ – wurde mir schon mal vorgeworfen. Unter Prozesskosten verstehe ich die Arbeitszeit von Mitarbeitern, die sie für eine Tätigkeit z.B. den Bestellvorgang verwenden. Ein Bestellvorgang beginnt bei dem Bedarf des Mitarbeiters und endet im besten Fall mit der erfolgreichen Verbuchung in der Buchhaltung. Der Studie von Mercateo und HTWK Leipzig (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur) zufolge liegen diese zwischen 67€ und 116€ pro Bestellung. Blumenbecker, ein Industriedienstleisters gibt Prozesskosten mit 86€ an. Die folgende Grafik verdeutlicht die Problematik in der Kennzahl „Anteil d. Prozesskosten“. Bei mehreren hunderten oder tausenden Bestellungen fallen diese Kosten ins Gewicht. Blumenbecker bezeichnet C-Artikel als C-Teil.

Vergleich A-Teile C-Teile
Prozesskostenrechnung laut Blumenbecker.com

Unabhängig davon, ob die Prozesskosten nun bei 115€, 86€ oder 50€ liegen, zeigt dies, dass Mitarbeiter im Unternehmen viel Zeit in die Bestellung von „geringwertigen“ Materialen stecken. In dieser Zeit erfolgt keine Wertschöpfung. Somit ist dies verschenktes Potential. Mein persönlicher Fokus ist es Unternehmen und Mitarbeiter in wertschöpfende Tätigkeiten zu bringen. Nach der oben aufgeführten Studie sind hohe Prozesskosten die Realität bei vielen Mittelständischen Unternehmen. Doch wie lassen sich diese senken?

Warum der Bedarfsträger der wahre Entscheider ist!

Der sogenannte Bedarfsträger (Mitarbeiter) ist bei genauer Betrachtung der wahre Entscheider. Um Prozesskosten zu senken, ist sollte er aktiv in den Einkauf mit eingebunden werden. Daher gilt es sich die Faktoren anzusehen, die dazu führen, dass definierte Sortimente, Lieferanten und Prozess akzeptiert werden. Die eingangs beschriebene Situation zeigt, dass bei C-Artikeln regelmäßig Sachlichkeit auf Emotionalität prallt.

Nun könnte der Einwand erfolgen, dass der Bedarfsträger nur definierte Artikel bestellen darf und daher die Emotionalität keinen Einfluss hat. Diese Aussage kann mit der Maverick Buying Quote überprüft werden. Als Maverick Buying wird das unkontrollierte Einkaufen vorbei am vorgegebenen Beschaffungsprozess durch den Mitarbeiter bezeichnet. Der Begriff Maverick leitet sich vom Rinderzüchters Samuel A. Maverick (1803 – 1870) ab, der seine Rinder, anders als damals üblich, nicht brandmarkte. Die Ermittelte Maverick Buying Quote in der Studie von Mercateo und HTWK Leipzig liegt zwischen 20-31%. Das bedeutet, dass am Ende der Mitarbeiter entscheidet, wo der Bedarf gedeckt wird. Die Einhaltung des Beschaffungsprozesses ist somit nicht immer gegeben. Es gibt in vielen Unternehmen Möglichkeiten vorbei am Einkauf Artikel zu bestellen.

Nach Absprache mit dem Vorgesetzten kann der Bedarf auch über die Reisekostenabrechnung eingereicht werden. Oder ein guter Kontakt in der Finanzbuchhaltung bezahlt die Rechnung ohne auf die Einhaltung des Beschaffungsprozesses zu pochen. Daher ist es wichtig Kommunikation mit Fachabteilungen und Bedarfsträgern zu pflegen. Wenn die Bedürfnisse transparent sind, können auch erfolgreiche Einkaufsprozesse entwickelt werden. Gleiches stellt auch Alham Schmidt, Account Manager von Baseware fest: “Fehlende bzw. mangelhafte Kommunikation ist wohl einer der Hauptauslöser für Probleme (nicht nur) im beruflichen Umfeld. Wer von uns hat das nicht schon erlebt? Es ist also unabdingbar, dass der Einkauf mit den Fachabteilungen spricht, sich über ihre Bedürfnisse informiert, zur Auswahl der Lieferanten austauscht und eigene Prozesse und Notwendigkeiten transparent macht.“

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Der zweite Test

Der Einkaufsleiter kann die Argumente von unserer Seite nachvollziehen und unterstützt einen zweiten Test. In diesem Fall werden die Schraubenschlüssel mit abgeschliffenen Logos inkl. Identifikationsnummer an die Fachabteilung ausgegeben. Nach dem Testzeitraum verwundert uns das Ergebnis erneut. Die Qualitäts-Eigenmarke schneidet etwas besser ab als das Markenprodukt. Somit ist der Beweis für die Eigenmarke geliefert. Auf diesem Ergebnis erbarbeiten wir mit dem Einkauf Ansätze um die Qualitäts-Eigenmarke zu fördern. Zum Beispiel wird diese als Alternativprodukt in den elektronischen Katalog eingebunden um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Zudem wird vom strategischen Einkauf die Empfehlung ausgesprochen, dass sich die relevanten Fachabteilungen auf die Qualitäts-Eigenmarke konzentrieren sollen.

Mein Fazit

Die skizzierte Begebenheit zeigt, dass C-Artikel eine hohe emotionale Komponente aufweisen. Fachabteilungen haben oftmals ein höheres Fachwissen als der Einkäufer, der meist viele Warengruppen koordiniert und beschafft. Deshalb wird es immer wichtiger, dass Einkäufer mit ihren „internen Kunden“ sprechen. In der Beschaffung geht es darum, schnell und einfach an das richtige Produkt zu kommen. Dass Mitarbeiter an Usability von Anbietern wie z.B. Amazon und Co. im privaten Leben gewöhnt sind, erhöht die Hürde zusätzlich. Daher hängt aus meiner Sicht der Erfolg einer effizienten C-Artikel Beschaffung an der Fähigkeit des Einkaufs, die Fachabteilungen abzuholen. Prozesskosten und die Maverick-Buying-Quote können gesenkt werden, wenn der Mitarbeiter einfach und schnell an das gewünschte Produkt kommt.

Mit der Canvas die Potentiale heben und Maverick Buying reduzieren!

In Zusammenarbeit mit Herrn Thomas Auer aus dem Konzerneinkauf von UVEX ist eine Canvas entstanden. Canvas heißt übersetzt Leinwand und soll als Instrument der nächsten Schritte dienen. Dieses Werkzeug dient zum Ausdrucken und kann mit Post-it gefüllt werden.

Die Canvas beinhaltet folgende sechs Schritte:

  1. Interne Kunde
  2. Verstehen
  3. Erkenntnisse zusammenfassen
  4. Analyse Rahmenbedingungen
  5. Quick Wins identifizieren
  6. Aktive Schritte

Der Einstieg dreht sich um die Frage: „Wer sind meine internen Kunden bzw. Bedarfsträger?“. In diesem ersten Schritt geht es darum, die relevanten Besteller in deinem Unternehmen zu identifizieren. Im zweiten Schritt „Verstehen“ geht es darum wie du die Probleme der internen Kunden z.B. mit Hilfe von Feedbackgesprächen analysieren kannst. Hierzu kann auch der Mittagstisch und die lockere Atmosphäre zu eigen gemacht werden. Im Hinterkopf kannst du den Gedanken haben: „Wie positioniere ich unseren Einkauf aus Problemlöser?“.

Aus den geführten Gesprächen gilt es Erkenntnisse zusammenzufassen und den größten Handlungsbedarf zu bestimmen. Wichtig in diesem Schritt ist es deine internen Kunden auf dem Laufenden zu halten. Kommunikation ist entscheidend für das interne Klima. Auf Basis des größten Handlungsbedarfs analysiere die Systeme, Prozess und Lieferanten die dir aktuell zur Verfügung stehen. Nachdem du die Bedürfnisse deiner internen Kunden und die entsprechenden Rahmenbedingungen kennst geht es an Schritt 5. Definiere welche Quick Wins du heben kannst und lege nun die aktiven Schritte fest. Ein paar Ideen zu aktiven Schritten findest du unter Punkt 6.

Viel Erfolg beim Windmühlen bauen und der Optimierung deines Einkaufes!

Peter Prütting ist Teamplayer, MTBiker und E-Business Experte. Seit 10 Jahren verhilft er Lieferanten zu mehr Online-Umsatz und optimierten B2B-Prozessen. Weggefährten beschreiben ihn als kundenzentriert und fokussiert.

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